Werben um EU-Agenturen: "Ja, Wien kann!"
Am Abend des 29. März übernächsten Jahres werden bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) an ihrem Standwort in London zum letzten Mal die Lichter abgedreht. Wenn sie am folgenden Montag wieder angehen, sollte dies an ihrem neuem Heimatort Wien sein – so die Hoffnung der österreichischen Regierung.
In Konkurrenz zu mehr als zwanzig anderen europäischen Städten hat Wien Ende Juli in Brüssel seine Bewerbung für die zweitgrößte EU-Agentur abgegeben. Eine Tour de Charme, wie sie gestern Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner und die Wiener Stadträtin Renate Brauner in Brüssel absolvierten, sollte noch Unentschlossene in der europäischen Hauptstadt mitreißen.
Im Gegensatz zu anderen Standorten könne Wien "mit einer einzigartigen Kombination überzeugen", sagte Rendi-Wagner zum KURIER: "Zum achten Mal hintereinander wurde Wien nach Sydney als Stadt mit der höchsten Lebensqualität ausgezeichnet. Zudem haben wir 40 Jahre Erfahrung als Standort internationaler Organisationen wie der UNO, wir haben die Infrastruktur, wir sind ein attraktiver Wirtschaftsstandort und -Hub." 40.000 Diplomaten und internationale Experten leben und arbeiten bereits jetzt in Wien, führte Brauner aus. Erfahrungen und erleichterte Grundbedingungen, von denen die rund 900 Mitarbeiter der EMA und deren Familien sofort profitieren könnten. "Wir müssen nicht viel versprechen", sagte Brauner vor einem übervollen Saal in der österreichischen EU-Botschaft in Brüssel, "wir haben es bewiesen. Ja, Wien kann!"
Zwei Gebäude
Zwei potenzielle Gebäude-Standorte hat Wien in petto: den Austria-Campus (nahe dem Praterstern) und das ehemalige Siemens-Gelände (an der Erdberger Lände). Beide Areale umfassen rund 30.000 Quadratmeter Baufläche. Besonderes Angebot dabei: 25 Jahre lang müsste die EMA nur die symbolische Miete von 1 Euro zahlen. Derartige Offerte legen allerdings auch andere Städte.
Die großen Finanzzentren der Welt haben durch die Bank an Kredit eingebüßt, analysiert der jüngste Global Financial Centres Index 22 (GFCI), eine Rangliste der bedeutendsten Banken- und Börsenplätze.
Hier findet sich der gesamte Bericht (PDF, englisch, 48 Seiten).
Die Überraschung: Ungeachtet des EU-Austritts und Aderlasses vieler Großbanken behauptet London den Spitzenrang. Die britische Metropole büßte weniger Punkte ein als die Verfolger New York, Hongkong, Singapur, Tokio oder Schanghai. Die nächstbesten Europäer unter den insgesamt 92 Städten sind Zürich (9.), Frankfurt (11.), Luxemburg (14.), Genf (15.), Paris (26.) und Dublin (30.).
Wien zählt zu den Aufsteigern des Jahres, konnte sich von Platz 64 auf 42 verbessern. Der Ruf der Stadt ist indes nicht besonders gut – von den befragten Finanzmarkt-Akteuren erhielt Wien weniger Punkte als anhand der Statistik. „Das zeigt, dass die Umfrageteilnehmer die Stadt als weniger vorteilhaft wahrnehmen“, schreibt Autor Mark Yeandle.
Der Bericht wird seit 2007 von der Beratungsfirma Z/Yen (London) und chinesischen Denkfabrik CDI erstellt. Er basiert auf 102 Daten und 2058 Manager-Aussagen.
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