Wer zahlt künftig Österreichs Pensionen?
Die Zahl der Bezieher einer österreichischen Pension steigt stetig. Waren es im Jahr 2000 rund 2.45 Millionen Menschen, so lag die Zahl Ende des Vorjahres bereits bei 2,97 Millionen. Heuer wird die Drei-Millionen-Marke übersprungen. Doch wer zahlt eigentlich diese Pensionen?
Österreichs Pensionssystem beruht auf dem so genannten Umlageverfahren. Dabei finanziert die jeweils arbeitende Generation die aktuellen Pensionen. Ihre Ruhebezüge sollen wiederum von der nächsten Generation bezahlt werden. Doch immer mehr Menschen fragen sich, ob sich dieses System auf Dauer aufrechterhalten lässt.
Aktuell gibt es hier einige Problemfelder:
Erstens steigt, wie eingangs erwähnt, die Zahl der Bezieher immer stärker. Denn die Menschen werden deutlich älter. 1972 gingen die Österreicher wie heute im Schnitt mit 61 Jahren in Pension – damals war die Lebenserwartung 70 Jahre, heute ist sie 82 Jahre und sie soll bis 2050 auf fast 88 Jahre steigen.
Zweitens liegt das faktische Pensionsantrittsalter deutlich unter jenem des gesetzlichen. 2022 betrug das faktische Antrittsalter in Österreich für Männer 62,1 Jahre und für Frauen 60,1 Jahre. Das gesetzliche Regelpensionsalter für Männer liegt bei 65 Jahren, jenes für Frauen bei 60 (wird schrittweise auf 65 Jahre angehoben).
Drittens kam es in den vergangenen Jahren teils zu Pensionserhöhungen über der Inflationsrate.
Viertens sinkt Österreichs Geburtenrate permanent. Die Fertilität je Frau fiel von 1,53 Kindern je Frau 2016 auf ein Rekordtief von 1,36 im Vorjahr. Ohne Zuzug junger Menschen (Flüchtlinge, Migranten) läge sie noch tiefer. Somit sinkt die Zahl jener, die das Umlagesystem am Leben erhalten können.
All das hat die Ausgaben des Staates für Pensionen in die Höhe getrieben. Rechnet man die Aufwendungen für die Beamtenpensionen hinzu, dann summieren sich die Bundesausgaben schon auf 29,5 Milliarden Euro. Das ist bereits fast ein Viertel der Gesamtausgaben des Bundes und damit der mit Abstand größte Brocken im Budget.
Mögliche Strategien
- Noch mehr Budgetmittel: Auf diese Vorgehensweise wird aktuell gesetzt. Nachhaltig ist sie nicht, denn die Mittel fehlen anderswo. Im Global Pension Index nimmt das heimische Pensionssystem in der Kategorie „Nachhaltigkeit“ unter 47 Ländern den letzten Platz ein.
- Das Pensionsalter erhöhen: Gesetzlich wäre dies leicht zu bewerkstelligen, in der Praxis aber gibt es Probleme. Zum einen fehlt der politische Wille, da bei der nächsten Wahl mit Stimmverlusten zu rechnen ist. Zum anderen nutzt eine Erhöhung des gesetzlichen Antrittsalters wenig, wenn das faktische niedrig bleibt. Diese Situation gibt es bereits jetzt. Um das faktische Antrittsalter anzuheben, benötigt es (gesundheitliche und finanzielle) Anreize, länger zu arbeiten bzw. Menschen in Beschäftigung zu halten.
- Beiträge zur Pensionsversicherung erhöhen: Noch unpopulärer, weil das sowohl die ohnehin schon hohen Lohnnebenkosten für Betriebe weiter anheizt und sich auch bei Löhnen und Gehältern sich ngeativ auswirkt.
- Weniger Pensionen auszahlen: Der Durchschnittsverdiener kommt in der OECD auf eine Pension von 62,4 Prozent des bisherigen Einkommens (Nettoersatzrate). Österreicher kommen auf 87,4 Prozent und sind damit Vierter in der EU. Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur 55,3 Prozent. Eine Reduktion der Nettoersatzrate wäre ebenfalls höchst unpopulär.
- Änderung des Pensionsverfahrens: Im Gegensatz zum Umlageverfahren gibt es das Kapitaldeckungsverfahren. Dabei bauen Versicherte während der Phase ihrer Erwerbstätigkeit einen Kapitalstock auf, der sich durch Zinserträge vermehren soll und aus dem dann im Alter die Ansprüche auf Rentenzahlungen geleistet werden. In einigen Ländern wie Schweden gibt es eine Mischform aus beiden Verfahren.
- Mehr private Vorsorge: Wer es sich leisten kann, macht es jetzt schon und sorgt privat für sich oder seine Kinder vor (oft etwa über Lebensversicherung oder Fondssparen). Zudem wurde mit der "Abfertigung neu" die staatliche Möglichkeit geschaffen, am Ende des Erwerbsleben ebenfalls von den Veranlagungen am Kapitalmarkt zu profitieren. Allerdings sind die Erträge wegen strikter Vorgaben des Staates gering.
- Für mehr Nachwuchs sorgen: Ein langfristiges Projekt, denn die Geburten von heute werden erst in rund 20 Jahren Beitragszahler. Gelingen kann dies mit noch mehr finanziellen und praktischen Anreizen fürs Kinderkriegen, etwa höhere Beihilfen oder mehr Ganztages-Krippe- und Kindergartenplätze sowie mehr günstigen Wohnraum für größere Familien sowie eine gute Versorgung mit Kinderärzten. Zuzug von jungen Paaren und Familien aus dem Ausland kann diese Entwicklung beschleunigen, ist aber politisch umstritten.
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