Wer ins EU-Budget zahlt, wer empfängt – "jetzt gibt es andere Fragen""
Österreichs Ratsvorsitz
Erste Szenarien der EU-Kommission kursieren bereits. Doch die großen politischen Weichenstellungen, wie der europäische Haushalt künftig gestaltet sein wird, dürften in der zweiten Hälfte 2018 gestellt werden – zur Zeit des österreichischen Ratsvorsitzes. "Das wird für die österreichische Präsidentschaft eine der ganz großen Aufgaben", führt Molterer aus, schränkt aber ein: "Österreich kann dabei zwar nicht direkt Einfluss nehmen, hat aber die Aufgabe, alle Themen, die auf der Agenda stehen, und dazu gehört dann auch der Brexit, voranzutreiben."Einhellig postulieren sämtliche Politiker in Österreich, dass man als Nettozahler nicht gewillt sei, fürs nächste EU-Budget mehr einzuzahlen. Molterer nimmt dazu nicht Stellung, sondern antwortet: "Frühere Budgets waren gekennzeichnet von der Frage: Wer gibt wie viel, und wer empfängt wie viel. Aber jetzt stellen sich ganz andere Fragen". Und er verweist auf den früheren EU-Kommissar Mario Monti, der gewarnt hatte: Im Budget-Streit zwischen Nettozahlen und Nettoempfängern existiere in Europa eine Bruchlinie, die der EU veritable politische Probleme bereiten könne.
Denkbar sei ja auch, so Molterer, die Eigenmittel für das EU-Budget zu erhöhen. Dies sei etwa durch die Einführung einer Transaktionssteuer oder einer einheitlichen Körperschaftssteuer möglich. Ein bestimmter Prozentsatz davon, so der EFSI-Chef, könnte dann ins EU-Budget fließen.
Kürzungen stehen an
Mit Sicherheit aber ist damit zu rechnen, dass sich die gesamte Förderstruktur des EU-Budgets verändern wird, und auch der Haushalt insgesamt gekürzt wird. Im aktuellen Mehrjahresbudget (2014 bis 2020) machen allein die Mittel für Struktur- und Agrarpolitik rund drei Viertel des gesamten EU-Budgets aus. Durchgesickerte Szenarien der Kommission lassen rigorose Kürzungen erwarten – auch mit spürbaren Folgen für Österreich. Mindestens 500 Millionen an Förderungen könnten verloren gehen, im schlimmsten Fall stehen sogar EU-Mittel in Höhe von knapp Milliarden Euro auf dem Spiel.
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