Wer dem längstdienenden Bankchef Europas nachfolgt
Andreas Treichl (66) ist der bereits am längsten dienende Bankchef in Europa. Bereits seit 1997 lenkt er die Geschicke der Erste Group, in den Vorstand war er schon drei Jahre davor eingezogen. Sein Mandat läuft noch bis Juni 2020. So lange will er nun doch nicht an der Spitze der Erste Group stehen. Er wird zum Jahresende 2019 aus seiner Funktion als Oberboss ausscheiden, gab das Geldhaus am Donnerstag bekannt. Der Aufsichtsrat der Group hat Bernhard Spalt (50), den Risikovorstand der Erste Bank Oesterreich, zu Treichls Nachfolger bestellt. Eine Riesen-Überraschung – auch innerhalb der Bank (siehe Bild unten).
Friedrich Rödler, der Aufsichtsratsvorsitzende der Erste Group, der den Auswahlprozess über die Treichl-Nachfolge geleitet hat, über Spalt: „Er ist tief mit der Tradition und der DNA der Erste Group verbunden.“ Die DNA ist am Werdegang abzulesen: Spalt hat seine Karriere direkt nach seinem Studium (der Rechtswissenschaften an der Uni Wien) 1992 in der Erste Group begonnen. Er war unter anderem Vorstandsmitglied und Chief Risk Officer der Erste-Tochterbanken in Rumänien, der Slowakei und in Ungarn. Er war auch die treibende Kraft für das Forderungsmanagement in der Tschechischen Republik und hat damit eine Schlüsselrolle beim erfolgreichen Turnaround der Ceska sporitelna gespielt. In der Finanzkrise soll er in Ungarn „einen Wahnsinnsjob gemacht haben“, ist zu hören.
Bernhard Spalt wird bis Mitte des kommenden Jahres seine bestehenden Mandate zurücklegen und in der Folge als Stellvertreter von Treichl in die Erste Group wechseln. Wenn Andreas Treichl mit Jahreswechsel 2019/20 aus dem Vorstand ausscheidet, wird Spalt ihm nachfolgen. Treichl selbst wird als Vorsitzender des Aufsichtsrates in die Erste Stiftung wechseln – dem größten Aktionär der Erste Group.
„Es ist eine große Ehre, Andreas Treichl an der Spitze der Erste Group zu folgen. Ich sehe für uns als Bank enorme Wachstumschancen“, so Spalt.
Schachspieler
Bernhard Spalt ist nicht so sehr der Typ Triathlet, sondern eher der des Tüftlers. Er liebt das Schachspiel. Der gebürtige Vorarlberger – der als lustig gilt – ist verheiratet und hat eine Tochter. Mit den Regulatoren sei er bestens vernetzt, heißt es. Nicht bekannt ist, wie „golden“ sein Vertrag ist. Treichl hat im Vorjahr 2,6 Millionen Euro verdient, nach 2,83 Millionen im Jahr davor.
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