Wenn in der Post die Fetzen fliegen

Wenn in der Post die Fetzen fliegen
Dubiose Abrechnungen, zwei Dienstautos: Ein hoher Personalvertreter sorgt für Aufregung und Rechtsstreitigkeiten.

Der Ton wird rauer, die Bandagen werden härter – jetzt geht bei der Postgewerkschaft so richtig die Post ab. Im Fokus steht Manfred Wiedner, Zentralausschuss-Mitglied und Vorsitzender der Christgewerkschafter-Fraktion (FCG). Wiedner wird von der Post Schwerwiegendes vorgeworfen: Missbrauch bei der Abrechnung von Kilometergeld; missbräuchliche Verwendung von Betriebsmitteln sowie die Veröffentlichung eines Interviews mit Post-Chef Georg Pölzl, in dem Aussagen verfälscht worden sein sollen.

Die Post verlangt schon seit Monaten die Aufhebung der Immunität des Personalvertreters, der mächtige Manfred Wiedner (die FCG hat bei den letzten Wahlen knapp 50 Prozent geschafft) indes bestreitet alle Vorwürfe. "Das ist eine aufgewärmte Geschichte", sagt er. Doch nun tauchen neue brisante Details auf, die der Affäre neue Dynamik verleihen.

Laut KURIER-Recherchen soll Gewerkschaftsboss Manfred Wiedner nämlich im Vorjahr zumindest vorübergehend über zwei Dienstautos verfügt haben. Und nicht – wie bislang bekannt – über eines. Das eine Dienstauto, einen Opel Insignia, bekam er als Vertreter der Gewerkschaft der Post- und Fernmeldebediensteten, ein zweites, ein VW Sharan, wurde ihm direkt von der Post zur Verfügung gestellt – in seiner Funktion als Gewerkschafter der Post AG.

Rund um 2010 soll Wiedner der Post 45.000 Kilometer verrechnet haben. Macht 19.000 Euro. Für Fahrten mit seinem Privatwagen. Ein nettes Zubrot, das da dem Postlervertreter zugetragen wurde. Zum KURIER meint Wiedner: "Ich bin noch viel zu wenig gefahren. Denn man muss ja viel mehr zu den Leuten um ihnen zu sagen, wie es in dem Unternehmen wirklich zugeht."

Der Chauffeur

Bemerkenswert ist jedenfalls: Da verfügte jemand – zumindest vorübergehend, wie er selbst zugibt – über zwei Dienstautos und verrechnet dennoch Kilometergeld?

Wiedner behauptet, auf den Dienstwagen der Post hätten insgesamt fünf Funktionäre Zugriff gehabt, das Auto sei hauptsächlich als Transportfahrzeug für Botendienste genutzt worden. Wiedner: "Wenn der Chauffeur keine Zeit hatte, dann habe ich eben mein Privatauto genutzt." Den Opel habe er erst letztes Jahr bekommen, dafür bezahle er einen hohen Selbstbehalt.

Aus der Post AG war allerdings zu hören, dass das Auto lediglich für Wiedner, nicht für andere Dienste bestimmt war. Der Chauffeur war überdies sein persönlicher Mitarbeiter.

Wie viele Kilometer hat der Personalvertreter nun 2010 insgesamt abgespult, wenn stolze 45.000 auf das Konto des Privat-PKW gingen? Wiedner: "Gut 90.000. Ich bin jeden Tag draußen und sehr oft in Tirol. Es gibt übrigens einen Kollegen, der ist 2010 rund 47.000 Kilometer mit seinem Privatauto gefahren. Obwohl er nur für Vorarlberg zu ständig ist."

Hat Wiedner Dienstkilometer doppelt verrechnet? Er sagt: Niemals. "Da wäre ich ja ein Volltrottel." Und zieht einen Vergleich: "Ich bin nach Grasser der am meisten durchsuchte Mensch des Landes." Wiedner wittert hinter den Anschuldigungen eine Intrige, da er der Post unangenehm sei. "Der Kollege von der Sozialistischen Gewerkschaft hat von der Post im Vorjahr übrigens 60 Prozent Gehaltserhöhung bekommen." Und verdiene nun insgesamt rund 7500 Euro, während alle anderen Mitarbeiter nur 2,05 Prozent Gehaltserhöhung bekommen haben."

Wiedner selbst hat mit der Post AG jedoch auch eine Rechnung offen: Er klagt Überstundenpauschalen ein.

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