Der Einzelhandel hofft ab heute wieder auf zahlreiche Kundenschaft. Ob auf die langen Schließungen ein anhaltender Konsumboom folgt, ist allerdings fraglich.
Die staatlichen Covid-Hilfen sollten der Wirtschaft ein Durchtauchen ermöglichen. Betriebe sollten am Leben und Arbeitnehmer in Beschäftigung gehalten werden, um nach dem Lockdown möglichst schnell wieder durchstarten zu können. Allerdings war nicht vorhersehbar, wie lange die Einschränkungen dauern würden. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie haben Spuren in der Volkswirtschaft hinterlassen, die den erhofften Aufschwung bremsen können.
Bei der Inlandsnachfrage sehen Experten zwei große Probleme. Zum einen sind die Österreicher in der Krise vorsichtig geworden. Die Sparquote hat sich nach Berechnung der Nationalbank auf 13,7 Prozent grob verdoppelt. Nach Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) haben vorwiegend Wohlhabendere im vergangenen Jahr insgesamt 17 Milliarden Euro zusätzlich gespart - und also nicht für Waren und Dienstleistungen ausgegeben.
Zweitens haben laut Umfragen über 40 Prozent der österreichischen Haushalte im Corona-Jahr Einkommenseinbußen erlitten.
Niedrige Einkommen
Insbesondere bei den Beziehern niedriger Einkommen ist dadurch das Armutsrisiko gestiegen. Neben der persönlichen Bedrängnis ist das auch ein volkswirtschaftliches Problem, denn dieses Geld fehlt sozusagen eins zu eins bei der Nachfrage. „Jeder Euro, der an die niedrigen Einkommensbezieher geht, wird zu Konsum“, erklärt Hans Pitlik vom Wifo dem KURIER.
Zur Ankurbelung der Nachfrage wären seiner Meinung nach „kurzfristige Unterstützungsmaßnahmen“, etwa „Boni oder Erleichterungen für niedrige Einkommensbezieher“ sinnvoll.
Flächendeckende Lohnerhöhungen im Sinne eines staatlich verordneten Mindestlohns, wie das die Biden-Administration in den USA erwägt, hält Pitlik hingegen für „kontraproduktiv“. Dadurch könnte sich die Arbeitslosigkeit in den von der Corona-Krise stark betroffenen Branchen verfestigen. Denkbar wären aber zum Beispiel temporäre Lohnsubventionen.
Auch die Senkung der Lohnnebenkosten -Stichwort mehr Netto vom Brutto- könne sich positiv auf Konsum und Beschäftigung auswirken. Wenn dadurch eine Finanzierungslücke bei der Sozialversicherung entsteht, würde das aber absehbarerweise zu einer Senkung des Leistungsniveaus führen.
Laut dem Experten sollten zusätzliche Staatsmittel vorzugsweise für „langfristig produktive Ausgaben“ wie etwa Infrastrukturprogramme und allenfalls vorübergehend für Konsumstützen und Transferleistungen genützt werden.
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