Weniger Antibiotika im Stall: Alternativen sind vorhanden

Weniger Antibiotika im Stall: Alternativen sind vorhanden
Pflanzliche Zusatzstoffe könnten bald Medikamente ersetzen. Vorreiter aus Österreich.

In Deutschland verdirbt ein Lebensmittelskandal den Konsumenten den Appetit auf Schweinefleisch. Laut dem ZDF-Magazin Zoom werden in der Schweinezucht zur "Leistungssteigerung", also für raschere Gewichtszunahme, Antibiotika eingesetzt, vor allem in Großbetrieben.

Antibiotika in der Tierhaltung sind in der EU nur bei Krankheitsbehandlung erlaubt und wenn dafür eine tierärztliche Verschreibung vorliegt. Doch deutsche Schweine-, Geflügel und Rinderzüchter haben mit Unterstützung von Tierärzten über Dauerverschreibungen die EU-Vorgaben umgangen. Auch in Spanien soll der Antibiotika-Einsatz üblich sein.

Das fördert die Entstehung von resistenten Keimen. Die sogenannten MRSA-Keime sind vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem sehr gefährlich.

In welchem Ausmaß in Österreich Antibiotika in der Tierzucht illegal eingesetzt werden, ist nicht so einfach feststellbar. Eine Datenbank mit einem Verzeichnis der Antibiotika-Mengen pro Bauernhof – wie etwa in Dänemark – fehlt. "Es gibt keinen flächendeckenden profilaktischen Antibiotika-Einsatz in Österreich", lautet die Auskunft von Ulrich Herzog, Leiter des Bereichs Verbrauchergesundheit und Veterinärwesen im Gesundheitsministerium.

Österreich Vorreiter

Zumal es Alternativen gibt. Das in Steyregg (Oberösterreich) ansässige Unternehmen Delacon produziert seit über 25 Jahren sogenannte phytogene Zusatzstoffe. Das ist eine Mischung aus ätherischen Ölen, Kräutern und Gewürzen, die als Futterzusatz verwendet wird. Durch die bessere Futterverwertung brauchen die Tiere weniger Nahrung für dieselbe Gewichtszunahme.

Skepsis gewichen

Als der Familienbetrieb mit der Herstellung begann, gab es noch viel Skepsis. "Pflanzliche Zusatzstoffe sind belächelt worden", erinnert sich Delacon-Geschäftsführer Markus Dedl. Das hat sich geändert. Futtermittelzusätze, die als leistungsfördernd verkauft werden, müssen bei der EU registriert werden. Zuvor wird ausführlich geprüft. "Delacon ist das weltweit einzige Unternehmen mit einer solchen EU-Zulassung", verweist Dedl auf den Futtermittelzusatz Fresta F für die Schweinemast. Derzeit wird ein weiteres Delacon-Produkt für die Geflügelfütterung von der EU geprüft. Bis Jahresende soll die Registrierung abgeschlossen sein. Die Konkurrenz ist bisher an den EU-Tests gescheitert.

Mehr Bewusstsein

Wegen des steigenden Bewusstseins für gesunde Ernährung wächst weltweit der Markt für pflanzliche Zusatzstoffe. Zuletzt haben Holland und Dänemark den Antibiotika-Einsatz in der Tiermast deutlich reduziert. In Deutschland wird die Kontrolle verbessert. Auch in den USA wird umgedacht. Laut Prognose soll der weltweite Umsatz an Futtermittelzusatzstoffen 2017 etwa 13 Milliarden Euro betragen.

Delacon Austria rechnet mit einer Steigerung des Jahresumsatzes von derzeit knapp 14 Millionen Euro auf über 17 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014/’15. Etwa 99 Prozent der Produktion werden exportiert. Weltweit gibt es bereits zehn Tochterfirmen. "Mehr als 20 Prozent der Schweine in den USA haben unser Produkt im Futter", sagt Dedl. "Wir brauchen eine Fleischerzeugung, die sowohl effizient als auch sicher ist."

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