Kika/Leiner: Welche Jobs dem Sparstift zum Opfer fallen

Rene Benko will in den Möbelhäuern Gewinne sehen. Er lässt an der Kostenschraube drehen
Allein in der Logistik fallen knapp 200 Jobs weg, der Sparkurs ist schmerzhafter als erwartet

Die Sanierung der angeschlagenen Möbelkette Kika/Leiner wird für den neuen Eigentümer, den Signa-Konzern um den Investor René Benko, kein Spaziergang. Wie berichtet, hat das Unternehmen gestern, Freitag, 1154 der 5000 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet. Bis Jahresende soll der Personalabbau über die Bühne gehen. „Die Restrukturierung war seit drei Jahren überfällig, sie hätte schon unter dem vorigen Eigentümer Steinhoff starten müssen“, räumt Leiner-Betriebsratschef Karl Vogl im Gespräch mit dem KURIER ein. „Die Umsetzung der Restrukturierung durch den neuen Eigentümer wird aber einige Jahre in Anspruch nehmen.“

Sonja Karner, Betriebsratsvorsitzende von Kika, fügt hinzu: „Natürlich wussten wir, dass etwas kommt, wir haben aber mit weniger Stellenstreichungen gerechnet.“

Insgesamt 96 Arbeitsplätze werden in der Zentrale in St. Pölten gestrichen, 198 Jobs österreichweit im Logistikbereich und weitere 577 Jobs verteilt auf jene 42 Standorte, die fortgeführt werden. Durch die vier Standorte, die geschlossen werden, fallen weitere 283 Arbeitsplätze weg: Kika Vösendorf mit 77 Jobs, Kika in Spittal/Drau mit 51 Jobs, Leiner in Innsbruck mit 49 Mitarbeitern und Leiner in Wiener Neustadt mit 76 Mitarbeitern. „Der Leiner-Standort in der Innenstadt von Wiener Neustadt besteht seit mehr als 50 Jahren. Er ist aber nicht mehr erfolgreich, weil die Kundschaft aus der Innenstadt verschwunden ist“, sagt Vogl. „Die Leute fahren lieber in das Einkaufszentrum Fischapark oder in die SCS in Vösendorf.“

Doppelgleisigkeiten

Dem Vernehmen nach gibt es in der Organisation von Kika/Leiner viele Doppelgleisigkeiten, die bereinigt werden sollen. So überschneidet sich das Warensortiment von Kika und Leiner um 85 Prozent, aber für jede Marke gibt es eine eigene Einkaufsabteilung ohne Synergien. Erzählt wird auch, dass es Mitarbeiter geben soll, deren Fulltime-Job es ist, zu prüfen, ob Werbeplakate richtig oder falsch hängen. Vor allem in unproduktiven Bereichen, die dem Verkauf nachgelagert sind, soll es viel Einsparungspotenzial geben. Die Firmenzentrale in St. Pölten soll aber erhalten werden.

Auch der Zahlungsverkehr des Konzerns muss wieder in eigene Bahnen gelenkt werden. Derzeit werden die Zahlungen an die Lieferanten über den deutschen Spezial-Dienstleister und Treuhänder Euro-Delkredere abgesichert und abgewickelt.

Laut Insidern ist geplant, dass die Möbelkette samt ihrer Zwei-Marken-Strategie in drei Jahren wieder schwarze Zahlen schreibt. Das Sanierungskonzept trägt die Handschrift des neuen Finanzvorstands Darius Kauthe, der zuvor zehn Jahre beim deutschen Textildiskonter Kik war. Kauthe wird als „Finanzer wie er im Buche steht“ bezeichnet. Er gilt als akribischer Rechner.

Nach dem Abgang von Geschäftsführer Gunnar George wird das Möbelhaus einen neuen Chef bekommen. Wie schon beim deutschen Warenhaus-Konzern Karstadt dürfte Benko auch diesmal einen namhaften Handelsexperten an Bord holen.

Am Donnerstag um 16 Uhr hat der Betriebsrat die Verhandlungen mit Finanzvorstand Kauthe begonnen, das Gesprächsklima mit ihm bezeichnet Karner als „sehr gut“. Sie hofft, dass der Sozialplan in zwei, drei Wochen steht. „Wir werden das Bestmögliche verhandeln, hoffen, dass alle Mitarbeiter unterkommen“, sagt Karner.

Die Vorzeichen dafür stehen gut. „Wir haben viele Anfragen aufgrund der guten Wirtschaftslage im Handel“, sagt auch Leiner-Betriebsrat Vogl. „Ein guter Verkäufer kann in jeder Handelssparte erfolgreich sein.“ So sollen Interspar und Lidl Interesse an den betroffenen Mitarbeitern angemeldet haben.

Auch das Land Niederösterreich will Betroffenen bei der Jobsuche helfen. Denn das Gros des Jobabbaus mit bis zu 500 Personen dürfte auf dortige Standorte entfallen.

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