„Während es erneut Preisschübe bei der Haushaltsenergie und in der Gastronomie gibt, verharren die Preise für Lebensmittel und Treibstoffe auf hohem Niveau“, so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas am Freitag laut einer Mitteilung. Auch Gas verteuert sich weiter. Laut Energieagentur werden die Preise im Durchschnitt im August im Vergleich zum Juli um 23 Prozent zulegen, gegenüber dem August 2021 gar um 323 Prozent.
In der gesamten Eurozone zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Verbraucherpreise kletterten im Juli um 8,9 Prozent zum Vorjahresmonat nach oben. Auch wenn Experten wie aus dem deutschen ifo-Institut den Höhepunkt erreicht sehen, wird die Europäische Zentralbank bald mit weiteren deutlichen Zinserhöhungen nachlegen müssen.
„Der Euroraum hat ein tiefgreifendes Inflationsproblem“, sagt dazu Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Wie viele andere Beobachter erwartet er für September einen weiteren Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte auf ein Prozent. Das drückt zwar auf die Konjunktur, aber es ist das beste Mittel, um die Inflation halbwegs wieder in den Griff zu bekommen.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut stellt in einer Schnellschätzung fest, dass sich die Wachstumsdynamik zweiten Quartal auf breiter Basis abgekühlt habe. Vor allem die Konsumnachfrage der privaten Haushalte fiel laut Wifo um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal.
Um die Kaufkraft der Österreicher einigermaßen zu erhalten, ist es daher notwendig, die steigenden Preise abzufedern. Dies versucht die Bundesregierung etwa über die Steuerreform, höheren Sozialleistungen oder Hilfen im Energiebereich wie etwa der geplante Strompreisdeckel.
Auf anderem Wege dürfte dies bei den nächsten Lohn- und Pensionsverhandlungen geschehen. Lagen die vergangenen Lohnerhöhungen bei rund vier Prozent, so wird es dieses Mal deutlich mehr sein müssen, um die Arbeitnehmer zufriedenzustellen.
Bei den Pensionisten geht das Feilschen bereits jetzt los. Für die Erhöhung ist immer die Teuerung zwischen August des Vorjahres und Juli des aktuellen Jahres relevant. Sobald die endgültigen Zahlen für Juli vorliegen, herrscht Gewissheit. Nach jetziger Berechnung wären es mindestens 5,8 Prozent. Doch es wird wohl weit darüber hinaus gehen.
Peter Kostelka, Chef des Pensionistenverbands, sieht einen Wert von zehn Prozent als „realistische Verhandlungsbasis“. Denn die Preise für den wöchentlichen Einkauf seien um 15 Prozent gestiegen. Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) hatte selbst vor einigen Wochen gemeint, dass die Erhöhung in Richtung acht bis zehn Prozent gehen sollte.
Zurückhaltender äußerte sich Seniorenbund-Obfrau Ingrid Korosec, auch wenn sie ebenfalls mehr als 5,8 Prozent erwartet. Man brauche umfassende und zielgerichtete Maßnahmen, um die starke Teuerung für die Senioren abzufedern.
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