Weinmarkt: Streit um neue Rebstöcke

Weinmarkt: Streit um neue Rebstöcke
Die EU will den Weinmarkt liberalisieren. Österreichs Winzer fürchten neue Weinseen und Billigkonkurrenz.

Winzer zu werden ist in Europa gar nicht einfach. Neben Know-how und Geld braucht man bisher auch eine Genehmigung, um Weinstöcke auszupflanzen. Ein geplantes Ende für diese in den 1970ern eingeführte Mengenbegrenzung sorgt nun für heftige Diskussionen.

"Wir werden eine Debatte haben um Auspflanzrechte für Wein", erklärte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos vor kurzem auf der weltgrößten Agrarmesse in Berlin. Es solle eine Arbeitsgruppe (High Level Group) eingerichtet werden, schon im Herbst sollen die Reformpläne dem EU-Parlament vorgelegt werden.

Damit rudert Ciolos etwas zurück, denn laut der 2007 verabschiedeten EU-Weinmarktreform sollte die Auspflanz-Beschränkung eigentlich 2015 fix auslaufen. Nationale Ausnahmen soll es bis 2018 geben. Wie bei Milch oder Zucker wollte die EU im Bereich mehr Wettbewerb fördern, im Gegenzug soll es – wie berichtet – eine Flächenförderung für Weingärten von rund 180 Euro je Hektar geben.

Österreichs Weinbranche läuft gegen die Änderungen Sturm. Man hat Angst vor Billigkonkurrenz aus den großen Weinländern Europas. Zudem fürchtet man zu Hause eine Abwanderung der Weinproduktion von Steillagen in Gunstlagen, etwa von der Wachau ins Marchfeld.

"Diese Politik ist äußerst dumm", wettert daher Weinbau-Präsident Josef Pleil. Europa sei der größte Weinproduzent der Welt und hätte jährlich rund 10 bis 12 Millionen Hektoliter Überkapazitäten an Wein, die vernichtet oder zu Industrie-Alkohol verarbeitet würden. "Es gibt schon gigantische Überkapazitäten, die mit 1,3 Milliarden Euro jährlich aus der Welt geschafft werden."

Gleichzeitig habe die EU seit 2007 die Rodung von fünf Prozent der Weinfläche – rund 175.000 Hektar, subventioniert. "Bei einer Liberalisierung könnten die Länder ab 2018 wieder frei auspflanzen", meint er und fürchtet einen knallharten Verdrängungswettbewerb, bei dem die kleinstrukturierte heimische Weinwirtschaft unter die Räder kommen könnte.

Wer will, kann Als Blockierer für neue Winzer sieht er sich nicht: „Wir haben in Österreich über die Jahre die Auspflanzrechte für 7000 Hektar Weingärten gekauft, die wir bei Bedarf jederzeit vergeben können.“ Pleil sieht den Rückzug der EU-Agarpolitik aus diesem Bereich als getrieben von den Interessen von großen Händlern und industriellen Erzeugern.

Nun sucht man den nationalen Schulterschluss mit den großen Weinbaunationen wie Italien oder Frankreich. Pleil: "Wir sind schon 13 Weinländer, die den Beschluss rückführen wollen. Die Argumente dagegen sind sehr stark."

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