Wie der heurige Jahrgang österreichische Winzer aus der Krise holen soll

Foto-Termin Weinlese und Weinmischgetränke
Der Jahrgang 2025 soll genau dem entsprechen, was Weintrinker aktuell nachfragen, sagen Winzer. Die Branche erhofft sich positive Impulse für einen Markt voller Herausforderungen.

Die Weinernte in Österreich ist in vollem Gange und die Winzer können sich freuen. Die Erwartungen sind geschmacklich und hinsichtlich der Erntemenge hoch. 2025 war geprägt von wechselhaften Witterungsbedingungen und Niederschlägen, was einen fruchtigen, leichten Jahrgang zur Folge haben wird.

Thomas Podsednik, Chef des Wiener Weinguts Mayer am Pfarrplatz freut sich: „Wenn der Herbst noch trocken bleibt, erwarten wir einen großen Jahrgang“, sagt er dem KURIER. 

Das bestätigt auch der Weinbaupräsident Johannes Schmuckenschlager: „Das ist genau das, was momentan am nationalen und internationalen Weinmarkt gefragt ist. Dieser Jahrgang hat das Potenzial, dem gesamten Weinmarkt wichtige Impulse zu geben.“

Der Weinkonsum ist seit Jahren rückläufig

Und diese seien aufgrund der herausfordernden Marktsituation notwendig. Denn der Weinkonsum in Österreich ist seit Jahren rückläufig. „Es bleibt uns viel Wein übrig wegen des sinkenden Konsums“, sagt Josef Glatt, Direktor des Österreichischen Weinbauverbands,  dem KURIER. 

Vor allem der Rotwein ist von dieser Entwicklung betroffen, das beobachten Weinbauern in ganz Europa. Im französischen Bordeaux und auch in Italien wurden deswegen bereits ganze Weingärten gerodet, um ein Überangebot zu vermeiden.

Grafik zum Weinanbau in Österreich

Neben der rückläufigen Nachfrage in Europa verschärfen auch erschwerte Exportmöglichkeiten nach Übersee die Situation. Das betrifft vor allem die US-Zölle auf europäische Produkte. Denn die USA zählen zu einem der wichtigsten Weinimportländer der Welt. 

Wegen der hohen Abgaben verkaufen Winzer nun aber immer weniger Wein dorthin. Mit Folgen: „Das bedeutet mehr Druck auf die europäischen Märkte, weil die französischen und italienischen Produzenten ihren Wein in Europa unterbringen möchten“, so Glatt.

Fasspreise vor allem beim Rotwein gesunken

Vor allem beim Rotwein schlägt sich das bereits in den gesunkenen Fasspreisen nieder. Beim Weißwein hofft Glatt, dass diese Entwicklung ausbleibt: „Denn da wartet die Branche schon auf die heurige Lese, weil wegen der schlechten Ernte 2024 wenig Weißwein da ist.

Doch nicht nur die großen Exporteure Italien und Frankreich sind von der schwierigen globalen Wirtschaftslage betroffen. Auch der heimische Export hat gelitten: 2024 wurden 63,5 Millionen Liter Wein zu einem Wert von 231,2 Millionen Euro ins Ausland verkauft. 

Das ergab ein mengenmäßiges Minus von 2,7 und einen Wertrückgang  von 6,9 Prozent im Vergleich zu 2023, so die Zahlen von Österreich Wein Marketing.

Wie der heurige Jahrgang österreichische Winzer aus der Krise holen soll

Josef Glatt, Direktor des Österreichischen Weinbauverbands

Nach Deutschland, wo mehr als 42 Prozent des exportierten Weins aus Österreich landen, sind die USA mit 8,5 Prozent der zweitwichtigste Exportmarkt. Die Zölle werden auf die weitere Entwicklung „sicher keinen positiven Effekt haben“, sagt Georg Schullian, Pressesprecher von Österreich Wein Marketing, dem KURIER.

Österreichischer Wein ist "hochwertig und preislich attraktiv"

Im Ausland gilt der heimische Wein als „hochwertig und preislich attraktiv“. Nur den Niedrigstpreis-Sektor können die heimischen Winzer nicht bedienen. Das liegt an der kleinteiligen Struktur der Branche mit 95 Prozent Familienbetrieben.

Anders als der Wein selbst, erfreuten sich die heimischen Weinbaugebiete in den vergangenen Jahren wachsender Beliebtheit bei Besuchern aus dem In- und Ausland. 

Immer noch kommen nur die wenigsten einzig wegen des Weins nach Österreich. 2024 waren dies laut dem Tourismus-Monitor Austria der Österreich Werbung 1,4 Prozent aller Gäste. Diejenigen, die wegen des Weins kommen, geben aber fast ein Viertel mehr Geld aus als der Durchschnittsgast,  heißt es von Österreich Wein Marketing.

Auch Glatt beobachtet eine „gute touristische Nutzung“ der heimischen Weinbaugebiete. Er sieht aber vielerorts das Potenzial für mehr Besucher

So fehlt in einigen Gegenden Infrastruktur wie etwa Übernachtungsmöglichkeiten. „Gegenden wie die Wachau, der Neusiedler See und Teile der Steiermark sind gut ausgebaut. In vielen anderen Gebieten gibt es hier aber noch Nachholbedarf.“

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