Winzer erwarten 2025 durchschnittliche Ernte und harten Wettbewerb

Freunde von fruchtigem Wein können sich freuen, denn der heurige Jahrgang soll besonders trinkfreudig ausfallen. So zumindest die Prognose des Österreichischen Weinbauverbands.
Mengenmäßig wird eine durchschnittliche Ernte von rund 2,5 Millionen Hektolitern erwartet. Im Vorjahr hatten die Wetterextreme die Weinernte stark geschädigt, weshalb sie mit nur 1,87 Millionen Hektar sehr klein ausfiel.
Heuer profitierten die Reben vom wechselhaften Witterungsverlauf. So verhinderte ein später Austrieb der Trauben weitgehend Spätfrostschäden. Auch der Niederschlag in den Monaten Mai, Juni und Juli tat den Trauben gut.
"Entspannte Lese" dank stabiler Wetterprognose
Die Ernte startet heuer ein bis zwei Wochen später als im Vorjahr und liegt damit im üblichen Zeitfenster. Weinbaupräsidenten Johannes Schmuckenschlager geht von einer "entspannten Lese" aus, auch weil die Wetterprognose für die kommenden Wochen stabil ausfalle.
Geschmacklich werde der Jahrgang fruchtbetont und trinkfreudig ausfallen. "Wenn das Wetter länger schön ist, können wir uns auch mit Spätlesen und Prädikatsweinen spielen", so Schmuckenschlager.
Trotz der positiven Prognose sehen sich die heimischen Winzer mit einigen Herausforderungen konfrontiert. So nehme etwa die Schädlingsbelastung zu. Österreichs Weinbauern seien in ihren Möglichkeiten zum Pflanzenschutz eingeschränkt, beklagt Schmuckenschlager.
Hochinfektiöse Pflanzenkrankheit geht um
Vor allem die Amerikanische Rebzikade nehme besorgniserregende Dimensionen an und hätte bei einigen Weinbauern zu behördlichen Rodungen ganzer Weingärten geführt. Denn der Schädling verbreitet die sogenannte Goldgelbe Vergilbungskrankheit (Flavescence dorée).
Die hochinfektiöse Pflanzenkrankheit führt innerhalb weniger Jahre zum Absterben befallener Rebstöcke. Ihr Unwesen treibt das Insekt hierzulande in der Steiermark und im östlichen Burgenland.
Auch die Konkurrenz im Handel wird mehr. Denn durch die US-Zölle exportieren vor allem die großen Weinproduzenten Italien und Frankreich weniger Wein nach Übersee. Stattdessen verkaufen sie diesen im europäischen Ausland, und damit auch in Österreich. Das zunehmende Angebot drückt dabei den Preis.

Johannes Schmuckenschlager, Präsident des Österreichischen Weinbauverbands
In Österreich gibt es rund 10.000 Weinbaubetriebe. Insgesamt werden 44.210 Hektar Weinbaufläche bewirtschaftet, ein Viertel davon durch biologische Landwirtschaft.
Der Großteil der Anbaufläche liegt in Niederösterreich (fast 27.000 Hektar), gefolgt vom Burgenland (rund 11.500 Hektar) und der Steiermark (etwas mehr als 5.000 Hektar).
Auf 70 Prozent der Anbaufläche wachsen weiße Trauben, die wichtigste Sorte ist der Grüne Veltliner (fast 30 Prozent aller Trauben).
2023/24 tranken die Österreicher pro Kopf 26 Liter Wein pro Jahr. Das waren um 2,6 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.
Preise für heimische Weine sollen stabil bleiben
"Am Markt herrscht ein enormer Druck", so Schmuckenschlager. Die Situation erschwere es den heimischen Winzern, steigende Produktionskosten durch Preiserhöhungen an die Konsumenten weiterzugeben. Schmuckenschlager geht davon aus, dass die heimischen Weine im Handel preislich stabil bleiben werden.
Dass der heurige Jahrgang nicht vermarktet werden kann, sei nicht zu befürchten: Die heimischen Winzer würden eine breite Spanne an Weinen in unterschiedlichen Preiskategorien anbieten. Die österreichischen Konsumenten seien "glücklicherweise echte Weinpatrioten", so Schmuckenschlager.
Bereits gestartet ist die Saison für Most und Sturm. Gerade Letzterer wurde in den vergangenen Jahren immer mehr zur Rarität, denn immer weniger Winzer produzieren ihn.
Sinkende Nachfrage nach Sturm
Für Schmuckenschlager liegt das an der sinkenden Nachfrage. Denn die Ernte fand in den vergangenen Jahren immer früher statt und bei warmen Temperaturen ist der teilweise vergorene Most bei den Konsumenten weniger beliebt.
Sturm wird außerdem primär in Buschenschanken oder Wirtshäusern ausgeschenkt. "Da spüren wir, dass uns die Wirten wegbrechen", beklagt Schmuckenschlager.
Immer beliebter wird unterdessen alkoholarmer und -freier Wein. Der Marktanteil liegt aktuell zwischen zwei und vier Prozent - Tendenz steigend.
Seitens der Weinwirtschaft wird die Entwicklung in Richtung alternativer Weinprodukte unterstützt: "Wenn es der Konsumentenwunsch ist, dann sollte auch österreichischer Wein alkoholfrei verfügbar sein", so Schmuckenschlager.
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