Wegen Niedrigzinsen: Große Löcher in europäischen Pensionskassen

Stresstest der Aufsicht EIOPA: Bei widrigem Börsen-Szenario könnten in Pensionstöpfen plötzlich bis zu 216 Mrd. Euro fehlen.

In den europäischen Pensionsfonds und Pensionskassen klaffen nach den Erkenntnissen der Aufsichtsbehörde EIOPA angesichts der niedrigen Zinsen Milliarden-Löcher. Das hat ein Stresstest gezeigt, den die EU-Versicherungs- und Pensionsfonds-Aufsicht am Dienstag in Frankfurt vorgestellt hat.

In dem Stresstest simulierte die EIOPA den Fall, dass die Zinsen für kurzlaufende Anleihen plötzlich in die Höhe schnellen und die Risikoaufschläge für solche Papiere steigen. Dadurch würde der Wert der niedriger verzinsten Anleihen in den Beständen der Pensionskassen fallen.

Viertel des Kapitals weg

Demnach könnten in den 176 größten Betriebsrenten-Töpfen in einem widrigen Börsen-Szenario plötzlich bis zu 216 Mrd. Euro fehlen. Der Markt-Schock würde sie nach Berechnungen der EIOPA um 270 Mrd. Euro bringen und damit fast ein Viertel ihrer Kapitalanlagen auslöschen.

Dann müssten die Betriebspensionen um insgesamt 173 Mrd. Euro gekürzt werden. Die Unternehmen, die ihren Mitarbeitern die Pensionsansprüche gewährt haben, müssten in dem Fall zudem schnell 49 Mrd. Euro frisches Geld nachschießen - was sie selbst in Schwierigkeiten bringen könnte, warnte die EIOPA.

Doch auch ohne zusätzlichen Stress an den Märkten fehlten den Pensionskassen und -fonds Ende 2018 zusammen 41 Mrd. Euro, um die Betriebsrenten-Zusagen erfüllen zu können, erklärte die Behörde. Das entspreche vier Prozent ihrer Verpflichtungen.

Kaum noch Erträge

Die Träger der betrieblichen Altersvorsorge investieren - wie Lebensversicherer - vor allem in langfristige festverzinsliche und sichere Wertpapiere. Doch diese werfen kaum noch Erträge ab.

EIOPA-Chef Gabriel Bernardino sagte in Frankfurt, eine der wichtigsten Schlussfolgerungen aus dem Stresstest sei, dass die Pensionsfonds ihre Kapitalanlagen mehr diversifizieren müssten, um zu große geografische oder Branchenrisiken zu vermeiden.

Besonders problematisch ist die Lage für Einrichtungen, die den Renten-Empfängern feste Leistungszusagen gemacht haben und nicht nur die Einzahlungen der Arbeitgeber garantieren.

Von den 176 Stresstest-Teilnehmern waren fünf aus Österreich: die Allianz Pensionskasse (Öst.), die APK Pensionskasse, Bonus Pensionskasse, Valida Pension AG und VBV Pensionskasse.

Rund ein Zehntel kam aus Deutschland, von der Allianz Pensionskasse über den Pensionsfonds von IBM Deutschland bis zur Zusatzversorgungskasse des Baugewerbes. Der nächste Betriebsrenten-Stresstest der EIOPA ist in drei Jahren geplant.

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