Was Sie über die neuen Kika/Leiner-Eigentümer wissen sollten
Es ist wahrscheinlich der Deal des Jahres – der Verkauf der Möbelhandelskette Kika/Leiner durch die Signa-Gruppe von René Benko. Die Supernova-Gruppe um den deutsch-österreichischen Investor Frank Albert (56) übernimmt die Immobiliengesellschaft mit 39 Möbelhäusern.
Das Handelsgeschäft von Kika/Leiner, sprich den operativen Betrieb, kaufte die Unternehmensgruppe des früheren Kika/Leiner- und XXXLutz-Managers Hermann Wieser (59). Seit März haben die Teams um Albert und Wieser an der Übernahme getüftelt, am Mittwochnachmittag war sie dann endgültig unter Dach und Fach. Über die Höhe der Kaufpreise wurde Stillschweigen vereinbart.
„Wir haben die Immobilien gekauft, mit dem operativen Betrieb haben wir nichts zu tun. Wir machen unser Kerngeschäft und freuen uns darauf, dass Hermann Wieser künftig den Betrieb positiv führen wird. Es wird aber nicht leicht“, sagt Frank Albert zum KURIER.
Neues Duo
Wieser und Albert sind quasi alte Bekannte. Als Kika/Leiner im Jahr 2018 zum Verkauf stand, wollten beide mit unterschiedlichen Investorengruppen die Übernahme schultern. „Wieser war mit einem Investmenthaus aus England unterwegs und hat damals mitgeboten, da haben wir einander kennengelernt und sind in Kontakt geblieben“, erzählt Albert.
Bekanntlich hat die Signa-Gruppe damals für 490 Millionen Euro die Kika/Leiner-Immobilien gekauft und angeblich für einen symbolischen Euro das operative Geschäft übernommen.
„Wieser ist ein cooler Handelsmann und er hat mich in Sachen Kika/Leiner angerufen, und gesagt, was hältst du davon“, schildert Albert den Vorgang. „Anfang März haben wir dann angefangen, zu verhandeln. Normalerweise kann man bei dem Geschäft nicht verlieren. Wenn man es ordentlich betreibt, muss man im Möbelhandel ein gutes Ergebnis erzielen.“
Indes hat Frank Albert 2015 mit der Abwicklung der Baumarktkette Baumax bewiesen, wie man eine komplexe Operation in kürzester Zeit erfolgreich umsetzen kann. "Wir haben bei Baumax dran geglaubt, dass man das Filialnetz gut bewirtschaften kann, hier sehen wir das gleiche", sagt Albert. "Es gibt sehr viele Standorte von Kika/Leiner, die außergewöhnlich gut sind."
Zurück bei Kika/Leiner
Wieser habe das Möbelgeschäft von der Pike auf gelernt. „Ich traue ihm das Geschäft hundertprozentig zu, der hat das Handelsgeschäft im Blut“, sagt Albert. „Wieser war Verkäufer, Abteilungsleiter, Vertriebsleiter, Geschäftsführer, der kennt sich wirklich aus.“ Da das Kika/Leiner-Geschäft dem Vernehmen nach in den vergangenen Jahren negativ verlaufen sein soll, muss Wieser – der zuletzt vor allem in der Immobilienbranche engagiert war – Restrukturierungsmaßnahmen umsetzen. „Ich habe mir seine Umsatzprognosen, seine Businessstrategie und seine Jahrespläne angeschaut und ich halte für realistisch, was er dort drinnen stehen hat“ sagt Albert. „Geplant ist, dass im September alles wieder perfekt aufgestellt ist.“
Selbst Konkurrenten streuen den Neuen an der Kika/Leiner-Spitze Rosen. Er habe ein realistisches Bild des österreichischen Möbelmarktes, heißt es.
Wieser selbst hat sich am Donnerstag noch nicht zu Wort gemeldet. Zu beschäftigt, hieß es aus seinem Umfeld. Am Tag 1 nach der Übernahme würden bereits die ersten Gespräche mit dem Betriebsrat und den Lieferanten laufen. Beide werden ein hohes Interesse daran haben, dass möglichst viele bzw. alle Standorte weitergeführt werden. Branchenkenner gehen allerdings davon aus, dass einzelne Standorte wegfallen könnten. An den Einkaufskonditionen und damit an der Konkurrenzfähigkeit der bestehenden Häuser würde das vorerst einmal nichts ändern, sagen Insider. Mitbewerber wie Rutar oder Möbel Ludwig würden vormachen, dass man auch mit einer überschaubaren Anzahl an Standorten gegen die Großen am Markt bestehen kann. An den Einkaufskonditionen – Kika/Leiner kauft unter anderem über den Möbeleinkaufsverband Begros ein – würde das nichts ändern.
Aktuell läuft das Geschäft der Möbelhäuser nicht mehr so geschmiert wie in Pandemie-Zeiten, als viele ins Eigenheim investiert haben. Mit ein Grund sind verschärfte Kreditvergaben, die die Neubautätigen und damit den Einrichtungshandel ausbremsen.
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