Was Bier und Wein auf die Waage bringen

Was Bier und Wein auf die Waage bringen
Bei alkoholischen Getränken sollen Nährwert und Warnung für Schwangere und Autofahrer auf die Verpackung.

Bei jedem Schokoriegel kann man auf der Verpackung nachlesen, wie viele Kalorien man gerade genascht hat; und auf jeder Zigarettenschachtel wird vor den möglichen gesundheitlichen Schäden durch Rauchen gewarnt. Bei alkoholischen Getränken aber ist weder die Nährwert-Angabe noch die Warnung vor bösen Folgen verpflichtend – bisher jedenfalls.

Was Bier und Wein auf die Waage bringen
Geht es nach einer Mehrheit der Abgeordneten im EU-Parlament, soll sich das ändern. Am Mittwoch stimmten die Parlamentarier für eine Resolution, mit der die EU-Kommission aufgefordert wird, eine gemeinsame Strategie der EU-Staaten gegen Alkoholmissbrauch für die Jahre 2016 bis 2022 auszuarbeiten.

Teil dieses Plans soll nach Vorstellung der Abgeordneten auch eine neue Etikettierung sein: Es soll Warnhinweise für Schwangere und Autofahrer geben – und neben den Inhaltsstoffen soll auch der Nährwert der Getränke angegeben werden.

"Aufklären, nicht verbieten"

Davon erhofft man sich weniger alkoholbedingte Verkehrsunfälle. Laut Statistik der EU-Kommission steht bei Männern zwischen 15 und 29 Jahren ein Viertel aller Todesfälle in Verbindung mit Alkohol. Und auch eine bewusstere Ernährung soll erreicht werden: Nach Ansicht vieler Abgeordneter ist derzeit noch zu wenigen Menschen bewusst, wie viel Kalorien ein Glas Wein oder ein Bier haben (siehe Grafik).

"Wir wollen aufklären, nicht verbieten", sagt SPÖ-Mandatarin Karin Kadenbach. Warnhinweise für Schwangere hält sie ebenso für gerechtfertigt wie jene, dass Alkohol die Fahrtüchtigkeit beeinträchtige. Die Forderung nach neuen Etiketten sei "kein Feldzug gegen die Wein und Bier produzierenden Länder", sagt Kadenbach.

"Kennzeichnungsdschungel"

Die ÖVP-Abgeordnete Elisabeth Köstinger hingegen warnt "vor sozialistischen Vorschlägen, die Etikettierung bei der Bekämpfung von Missbrauch als Allheilmittel" einzustufen.Die EU dürfe sich nicht "in einem Kennzeichnungsdschungel verirren", sagt Köstinger. "Auf keinen Fall darf es zu einer Dämonisierung unserer jahrtausendealten Kultur der Wein- und Bierproduktion kommen."

Und was sagen die Produzenten? Der Europäische Dachverband der Brauereien (Brewers of Europe) hält zumindest die Kalorienangaben für eine gute Idee – und hat schon vor ein paar Wochen angekündigt, dass die meisten Mitglieder sie nach und nach freiwillig einführen wollen. "Wir sind stolz auf unser Bier und wollen, dass die Konsumenten wissen, was darin enthalten ist", sagt Generalsekretär Pierre-Olivier Bergeron. Und hier gibt es offenbar noch Nachholbedarf: Bei einer GfK-Umfrage in sechs EU-Staaten im Auftrag der Brauer konnte nur eine Minderheit den Nährwert alkoholischer Getränke richtig einschätzen.

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