Warum viele Österreicher Aktien besitzen - und nichts davon wissen

Warum viele Österreicher Aktien besitzen - und nichts davon wissen
Spareinlagen machen den Großteil der Geldvermögen aus. Aktien & Co. sind aber auch wichtig.

Wertpapiere? Nicht mit mir! Das sagen viele und geben dem Sparbuch oder dem Bausparvertrag den Verzug, wenn es ums Sparen geht. Die Österreicher sind aber gar nicht so arge Wertpapier-Muffel, wie man meinen könnte. Vom privaten Geldvermögen von insgesamt 655 Milliarden Euro (Stand Ende 2017) steckt jeder dritte Euro in Wertpapieren, hat die Nationalbank errechnet. Direkt in Aktien und Anleihen sind 60 Milliarden Euro geflossen. Weitere 154 Milliarden stecken in Wertpapieren, von denen die Anleger teils gar nicht wissen, dass sie sie besitzen – weil sie in Lebensversicherungen oder Ansprüchen gegenüber Pensionskassen enthalten sind.

Doch auch inklusive dem indirekten Wertpapierbesitz liegt Österreich deutlich unter dem Euroraum-Durchschnitt. Der Hauptgrund dafür: In anderen Ländern ist die private Altersvorsorge (über Versicherungen und Pensionskassen) viel wichtiger als in Österreich.

Warum viele Österreicher Aktien besitzen - und nichts davon wissen

Die Untersuchung der privaten Geldvermögen, die die Nationalbank traditionell vor dem Weltspartag durchführt, hat zum Teil Überraschendes zu Tage gefördert:

- 6,8 Prozent

Auf diesen tiefsten Wert seit Jahrzehnten ist die heimische Sparquote gefallen. Die Quote gibt an, wie viel von ihrem verfügbaren Einkommen die Haushalte beiseite legen. Weil die Konsumausgaben stärker gestiegen sind als die Einkommen, ist die Quote gefallen.

- 8 Prozent

Dieser Anteil des Geldvermögens entfällt auf Aktien und Anleihen. Der Wert ist in anderen Ländern zwar höher, allerdings deshalb, weil es dort üblich ist, nicht börsennotierte Aktien zu besitzen. Rechnet man diese Papiere heraus, ist die Risikoscheu der Österreicher durchaus mit anderen Ländern vergleichbar.

- 25 Milliarden Euro

So viel haben die privaten Haushalte derzeit direkt in Aktien stecken. Vor zehn Jahren waren es erst neun Milliarden. Die Nationalbank führt diese Entwicklung allerdings nicht auf viele Neukäufe, sondern vor allem auf Kurszuwächse zurück. In diesen zehn Jahren habe sich etwa der Wiener Leitindex ATX immerhin beinahe verdoppelt.

 

- 148 Milliarden Euro

So viel haben Private derzeit in täglich fälligen Einlagen stecken – um 12,4 Milliarden mehr als zum Jahreswechsel. Gebundene Einlagen schrumpften dagegen um 4,4 Milliarden auf 104 Milliarden. Mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 0,09 Prozent bringt täglich fälliges Geld zwar praktisch nichts. Bindungen sind allerdings auch nicht viel attraktiver. „Das Zehnfache von nix oder wenig ist auch nicht viel mehr“, fasst es Johannes Turner, Statistikchef der Nationalbank, ironisch zusammen. Einlagen haben übrigens den größten Anteil am heimischen Geldvermögen.

- 663 Milliarden Euro

Diesen Rekordstand erreichten die Geldvermögen der heimischen Haushalte Mitte des laufenden Jahres.

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