Warum Vermögende ihr Geld in Stiftungen stecken

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Steuerliche Vorteile von Stiftungen haben zuletzt abgenommen, Experten fordern eine Liberalisierung des Stiftungsrechts.

Die Verleger Christoph und Eva Dichand haben wie rund 3.000 andere Österreicher eine Privatstiftung. Doch warum stecken Reiche ihr Geld in solche Vermögensverwaltungen, was bringen ihnen Stiftungen? Die Experten Florian Petrikovics von der TPA Group und Michael Lind von PwC Legal klären auf.

Warum gründet man eine Stiftung?

Der Gründer der Stiftung bringt sein Vermögen – Teile eines Unternehmens, Kapital, Kunstwerke etc. – in die Stiftung ein, damit auch über seinen Tod hinaus das geschieht, was seinen Vorstellungen entspricht. Ein häufiger Grund ist auch, dass es in den Generationen nach dem Gründer zahlreiche Erben gibt. Durch eine Stiftung lässt sich verhindern, dass sich diese z. B. um ein Unternehmen streiten oder das Vermögen in viele kleine Teile aufteilen. Auch werden oft gemeinnützige Zwecke verfolgt und Geld an Organisationen gespendet, die den Werten des Gründers nahestehen.

Was kann eine Stiftung und was kann sie nicht?

Durch die Gründung einer Stiftung gibt es nur einen Ansprechpartner, den Stiftungsvorstand, und nicht zahlreiche Erben. Stiftungen sind nicht operativ tätig oder spekulieren an der Börse, sondern verwalten das Vermögen. Eine Stiftung hat oft nur drei Mitarbeiter – den dreiköpfigen Stiftungsvorstand – und gibt Aufgaben in Auftrag, wie z. B. an Steuerberater oder Hausverwalter.

Wie groß muss ein Vermögen sein, damit sich eine Stiftung auszahlt?

Da eine Stiftung jährliche Fixkosten von 20.000 bis 50.000 Euro durch Aufwände für den Stiftungsvorstand hat, muss das Vermögen bei einer jährlichen Rendite von zwei bis drei Prozent bei mindestens zwei bis drei Millionen Euro Vermögen liegen. Stiftungen in Österreich verfügen jedoch auch über Vermögen von einer Milliarde Euro und mehr.

In welchen Bereichen engagieren sich Stiftungen?

Meist sind Stiftungen in den Bereichen tätig, aus denen ihr Gründer kommt. Das können verschiedenste Betätigungsfelder sein, die z. B. im Immobilien-, Anlagenbau- oder Kunstbereich liegen. Oft besitzen Stiftungen Anteile an Familienunternehmen, aus denen sie Geld beziehen, etwa durch Gewinnausschüttungen.

Was ist ein konkretes Beispiel für eine Stiftung?

Der ehemalige Billa-Eigentümer Karl Wlaschek hat seine Supermarktkette verkauft und das Geld in eine Stiftung gesteckt. Die drei unter ihr firmierenden Unternehmen haben das Geld in Immobilien in der Wiener Innenstadt investiert. Über die Jahre haben diese Immobilien eine große Wertsteigerung erfahren.

Welche Änderungen gab es im Stiftungsrecht?

Bei seiner Einführung 1993 war das Stiftungsrecht aus der Perspektive der Stifter attraktiver als heute. Auch wurden Stiftungen durch die EU-Geldwäscherichtlinie transparenter. Stifter und Begünstigte könnten dadurch heute leichter identifiziert werden.

Ist das Stiftungsrecht reformbedürftig?

Stiftungsvorstände haben bei eher geringem Einkommen ein relativ hohes Haftungsrisiko. Dadurch agieren viele mehr als Verwalter, und nicht als Visionäre. Viel unternehmerisches Potenzial bleibt liegen, weil Begünstigte zu wenig Einfluss auf die Stiftung nehmen können. Hier wäre zumindest eine Liberalisierung sinnvoll.

Bringen Stiftungen massive Steuervorteile?

Nein, da viele steuerliche Vorteile, die es früher gab, abgeschafft wurden. Früher war die Weitergabe von Vermögen über Stiftungen günstiger, als Erbschafts- oder Schenkungssteuer zu zahlen. Da es beide Steuern nicht mehr gibt, gibt es auch den Vorteil nicht mehr. Ein Begünstigter einer Stiftung zahlt in etwa so viel Steuer, als wäre er direkt am Unternehmen beteiligt.

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