Warum selbst gut gebuchte Hotels nicht wissen, wie die Saison wird
Den 15. Mai haben sich viele rot in den Kalender eingetragen: Es ist der Tag, an dem Lokale und Restaurants wieder aufsperren. Ob ab diesem Datum auch Hoteliers ihre Betriebe hochfahren dürfen, war Anfang der Woche aber noch völlig unklar. „Die Politik ist in dieser Frage verschlossen wie eine Auster“, ärgert sich ein Touristiker, der namentlich nicht genannte werden will.
In der Branche rumort es. Vermieter wissen noch immer nicht, ob sie ihre Zimmer für das verlängerte Wochenende von Christi Himmelfahrt (21. Mai) vermieten dürfen. Oder auf welche Regeln am Frühstücksbuffet und beim Check-In sie und ihre Mitarbeiter sich in der Sommersaison einstellen müssen. Viele Häuser sind an sich zwar schon gut gebucht, doch das große Fragezeichen bleibt, ob die Stammgäste – etwa aus Deutschland – diesen Sommer überhaupt einreisen dürfen. Erste Antworten auf diese Fragen werden für heute, Dienstag, erwartet. Bei einer Pressekonferenz von Tourismusministerin Elisabeth Köstinger.
Wer diesen Sommer wo Urlaub machen darf, war am Montag auch Thema einer Videokonferenz der Tourismusverantwortlichen in den EU-Ländern. Es steht viel auf dem Spiel. 50 Prozent des weltweiten Tourismus findet in „normalen Zeiten“ in der EU statt, Urlaub ist damit ein Milliardengeschäft. Doch die OECD rechnet heuer infolge der Pandemie mit einem Einbruch um bis zu 70 Prozent. Damit schrillen in den Tourismushochburgen des ganzen Kontinents die Alarmglocken.
Österreichs Politiker haben bereits angekündigt, dass sie an eine Öffnung der Grenzen etwa zu Deutschland denken. Freilich nicht uneigennützig, schließlich sind die Deutschen mit einem Nächtigungsanteil von knapp 40 Prozent die wichtigste ausländische Gästegruppe.
Der Vorschlag aus Österreich wurde in Deutschland nicht gerade euphorisch begrüßt. Außenminister Heiko Maas ließ über die auflagenstarke Bild am Sonntag ausrichten, dass er vor einem „europäischen Wettlauf darum, wer touristische Reisen zuerst wieder zulässt“ warnt. Das führe zu unvertretbaren Risiken. Am Montag beteuerte Elisabeth Köstinger dann: „Gesundheit und Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeiter haben oberste Priorität. Österreich wird in einem ersten Schritt die Voraussetzungen für Urlaub im eigenen Land schaffen.“
Dann Urlaub daheim
Doch die Gäste aus dem eigenen Land können das Ausbleiben ausländischer Urlauber nicht kompensieren, rechnet Neos-Tourismussprecher Sepp Schellhorn vor: „Selbst wenn sich die Zahl der Nächtigungen aus Österreich im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln, sind wir bei 50 Millionen.“ Das wäre dann noch immer nur ein Drittel von 150 Millionen Nächtigungen, die Österreich 2019 gezählt hat. In manchen Regionen können die Umsätze laut Schellhorn um bis zu 70 Prozent einbrechen.
Währenddessen kündigte Tschechiens Außenministers Tomas Petricek an: „Wir wollten die Slowakei oder Österreich (...) ab Juli für Touristen öffnen und möglicherweise andere Reiseziele ab August. Wenn die Situation positiv bleibt, geht es vielleicht sogar noch schneller.“ Solche Ansagen hören Österreichs Touristiker gern. Das Minus in der Nächtigungsbilanz wird aber wohl bleiben. Tschechische Gäste hatten zuletzt einen Nächtigungsanteil von 1,7 Prozent.
simone hoepke
Kommentare