Warum Mobilfunker spusu in fremden Branchen wildert

Warum Mobilfunker spusu in fremden Branchen wildert
Mass-Response-Chef Franz Pichler gründete eine eigene Baufirma, verkauft E-Bikes und neuerdings auch Weine. Im Kerngeschäft läuft es nicht ganz so rund.

Franz Pichler nimmt die Sache gerne selbst in die Hand: Als der Eigentümer und Geschäftsführer der heimischen Mobilfunkmarke spusu im Vorjahr kein Elektrofahrrad mit entsprechender Akku-Reichweite fand, suchte er sich kurzerhand einen Partner und stieg ins Fahrradgeschäft ein. Mehr als 500 spusu-E-Bikes hat der Unternehmer im Vorjahr verkauft, heuer sollen es schon 2.000 sein. Gefertigt werden die leistungsstarken E-Bikes mit Firmenlogo von der steirischen Firma bikee.

Nach dem Einstieg ins Fahrradgeschäft folgt nun der nächste Spurenwechsel. Pichler ist unter die Winzer gegangen und vertreibt ab sofort handverlesene spusu-Weine aus biologischem Anbau. Ins Leben gerufen wurde der Weinhandel von Pichlers Ehefrau Andrea Pichler, die das gesamte Management samt Marketing und Verkauf übernommen hat. Nichte Veronika Pichler verantwortet als Kellermeisterin den Weingarten und Keller.

Die ersten Jahrgänge des rund zwei Hektar großen, von der Familie Pichler gepachteten Weingartens im Weinviertel werden heute, Donnerstag, in Wien verkostet. Grüner Veltliner „the green“ und Cuvee-Weine sind im Online-Shop sowie in den eigenen spusu-Shops in Wien ab 19,90 Euro erhältlich.

Warum Mobilfunker spusu in fremden Branchen wildert

Franz Pichler verkauft Spusu-Weine aus dem gepachteten Weingut

Alles aus einer Hand

Nicht gerade billig für einen Mobilfunk-Anbieter, der mit günstigen Tarifen wirbt. Aber warum wildert spusu in fremden Gefilden? „Unser neues Motto lautet: Besser leben mit spusu, da gehört das E-Bike eben auch dazu. Das steigert natürlich auch die Bekanntheit der Marke“, erläutert Pichler im KURIER-Gespräch. Er habe noch viele Ideen und sei ständig auf der Suche nach weiteren Branchen. Ziel sei es, alles aus einer Hand anzubieten, Markenspreizung nennen das die Ökonomen. Nicht immer werden Pichlers Ideen realisiert. Ein von ihm geplantes Vier-Sterne-Superior-Wellnesshotel in den Weinbergen bei Mistelbach – Pichlers Heimatbezirk – wurde von der Bank gestoppt: Nicht wirtschaftlich zu führen.

Marktsättigung

Im Kerngeschäft Mobilfunk läuft nicht alles rund und es müssen neue Einnahmequellen gesucht werden. Als virtueller Mobilfunk-Anbieter ohne eigenes Netz (MVNO) kann spusu im gesättigten Markt nur mit hohem Werbeaufwand und Sportsponsoring (Rapid, Vienna Capitals) Wechselkunden ködern. Nach eigenen Angaben konnte bei der Kundenzahl heuer erstmals die 500.000-er Marke geknackt werden. Diese Zahl zu halten sei nun das vorrangige Ziel, große Steigerungsraten erwartet sich Pichler nicht mehr. Zum Vergleich: Mitbewerber Ventocom „HoT“ hat mehr als 1,2 Millionen Handykunden in Österreich.

Warum Mobilfunker spusu in fremden Branchen wildert

spusu-Chef Franz Pichler

Marktsättigung

Spusus Italien-Expansion vor zwei Jahren brachte bisher nicht den erhofften Kundenzuwachs. Auch dort ist der Markt längst gesättigt. Ungeachtet dessen kündigt Pichler noch für heuer einen weiteren Expansionsschritt in einem großen Telekommarkt an. Das Land dürfe er noch nicht verraten, gibt er sich kryptisch.

Eher schleppend verläuft der groß angekündigte 5G-Ausbau. Mass Response, Pichlers Unternehmen hinter der Marke spusu, ersteigerte für 1,8 Mio. Euro ein 5G-Frequenzpaket für Niederösterreich und Burgenland. Seither habe er 35 5G-Funkmasten in Betrieb genommen, sagt Pichler. Damit wurden auch die gesetzlichen Auflagen für die Lizenz erfüllt. Allein elf Sendemasten mit selbst entwickelter „5G Stand-Alone“-Technologie stehen im Weinviertler Wirtschaftspark Mistelbach-Wilfersdorf und versorgen dort Gewerbekunden mit superschnellem Internet. Für Privatkunden sei 5G noch nicht wirklich ein Thema, der Unterschied zwischen 4G und 5G kaum erkennbar.

Mehr dazu: Mobilfunker Spusu: 5G für ländliche Regionen

Glasfaserausbau

Große Erwartungen setzt der studierte Elektro- und Nachrichtentechniker daher in ein weiteres, neues Geschäftsfeld, dem Glasfaserausbau in unterversorgten Dörfern. Ende April eröffnete die neu gegründete Baufirma spusu Infrastruktur GmbH einen Baustandort im Weinviertler Wirtschaftspark. Sieben Bautrupps samt Fuhrpark sollen quer durchs Land Lichtwellenleiterverbindungen bis ins Eigenheim („Fiber to the home“) verlegen.

50 Bauarbeiter will Pichler einstellen, ein zweistelliger Millionenbetrag wird dafür investiert. „Superschnelle Internetanschlüsse werten nicht nur die Immobilie, sondern die gesamte Region extrem auf“, wirbt der umtriebige Geschäftsmann um Kundschaft. Im Fokus hat er kleine Ortschaften, wo bei Ausschreibungen die Konkurrenz nicht so groß ist. Begonnen wurde wiederum in Niederösterreich. Mit A1 gibt es lokale Partnerschaften auch in anderen Regionen. Die ersten 10.000 Haushalte hätten bereits angeschlossen. „Einmal angeschlossen hat man die Kunden dann für die nächsten 100 Jahre“, hofft Pichler.

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