Warum es mit und für Griechen besonders schwierig war

ILLUSTRATION - ARCHIV - Eine Ein-Euro-Münze liegt am 13.07.2011 über Europa auf einem beleuchteten Globus in Frankfurt (Oder) (Aufnahme mit Doppelbelichtung). Die Ratingagentur Moody's hat die Bonitätsnote des Euro-Rettungsschirms gesenkt. Der ESM verliert sein Spitzenrating von «Aaa» und muss sich nun mit dem eine Stufe schlechteren «Aa1» begnügen, wie Moody's am späten Freitag (30.11.2012) in Frankfurt am Main mitteilte. Foto: Patrick Pleul dpa (zu dpa 0090 am 01.12.2912 +++(c) dpa - Bildfunk+++
Aus mehreren Gründen war Griechenland von Anfang an ein Sonderfall.

Fünf Euro-Länder haben in den vergangenen Jahren Hilfspakete in Anspruch genommen. In keinem Fall haben sich die Verhandlungen so oft so mühsam gestaltet wie bei Griechenland; kein anderes Land hat so viele Hilfsgelder erhalten; und trotzdem scheinen bei keinem anderen die Rettungsprogramme so wenig gefruchtet zu haben.

Wieso das so ist?

Wegen des unmenschlichen, nachgerade tyrannischen Austeritätsdiktats der Eurozone, sagt die aktuelle griechische Regierung.

Wegen der Reform-Faulheit der griechischen Regierungen, sagen die Euro-Hardliner in Brüssel.

Ein Vergleich der Krisen-Länder und ihrer Hilfspakete zeigt: Griechenland war von Anfang an ein Sonderfall.

Das betrifft zum einen den Zweck der Hilfen: Für Spanien beispielsweise hat es ein reines Bankenpaket gegeben; die Regierung hat sich mit aller Kraft dagegen gewehrt, dass das ganze Land unter den Rettungsschirm schlüpft – und damit, wie Griechenland, für alle möglichen Bereiche Reformpläne mit den Geldgebern aushandeln muss. So gab es Kreditzusagen in der Höhe von 40 Milliarden ausschließlich für die kriselnden Banken – und Reformzusagen, die auch nur den Bankenbereich trafen. Vor zweieinhalb Jahren hat Spanien den Rettungsschirm wieder verlassen – ohne großes Drama. Reformen sind zwar dringend nötig, aber nach wie vor rein spanische Angelegenheit.

Weiters spielt der Umfang der Rettungspakete eine zentrale Rolle. Zypern etwa hat mit zehn Milliarden Euro das absolut kleinste Hilfspaket bekommen – den Griechen wurden in Summe bislang 240 Milliarden zugesagt. Die Bedingungen für die vergleichsweise geringe Summe für die Zyprer waren relativ rasch ausverhandelt.

Der Knackpunkt waren weniger tiefgreifende Strukturreformen als ein "Bail-in", also eine Beteiligung von Bank-Eigentümern und Sparern. Das Hilfsprogramm läuft seit gut zwei Jahren praktisch geräuschlos ab.

Wohl am ehesten vergleichbar mit Griechenland ist unter den Euro-Krisenländern Portugal: Das ärmste Land Westeuropas wird noch viele Jahre sparsam sein müssen, von einem Wirtschaftswunder ist man weit entfernt. Im Vergleich zu Griechenland hat der Rettungsplan hier aber ganz gut funktioniert: 78 Milliarden an Hilfsgeldern erhielt man ab 2011, um die Staatspleite abzuwenden – im Gegenzug für ein striktes Sparprogramm, das trotz heftiger Proteste mehr oder weniger zügig durchgezogen wurde. 2014 ist man aus dem Rettungsschirm ausgestiegen – ohne zweites Hilfspaket, dafür mit wieder gewonnenem Vertrauen der Märkte.

Als der Musterschüler unter den Sorgenkindern gilt Irland: 2013 hat man – als erstes Krisenland – die Hilfsprogramme hinter sich gelassen, einen Teil der Kredite von insgesamt 85 Milliarden Euro sogar frühzeitig wieder zurückgezahlt.

Die Regierung hat in den Krisenjahren den irischen Haushalt in Ordnung gebracht und Lehren aus der Immobilien- und Finanzblase gezogen. Dass es eben geplatzte Blasen waren, hieß, dass man zwar sparen, aber nicht flächendeckend reformieren musste – und relativ schnell das Vertrauen der Investoren wiedergewann.

Egal, wen oder was man von alldem für einen Vergleich heranzieht – Griechenland steht stets auf der schlechten Seite.

Der größte Finanzbedarf, ergo das größte, erdrückendste Kredit-Paket; umfassende Reform-Zusagen, weil es kein reines Banken-Paket war. Dazu eine langsame Umsetzung, die auch der politischen Instabilität geschuldet ist: Tsipras ist seit dem ersten Hilfspaket 2010 der fünfte Regierungschef.

Und nicht zuletzt die wohl schlechteste Ausgangslage: Viel zu hohe Staatsverschuldung, eine wenig wettbewerbsfähige Wirtschaft, und durch billiges Geld nach dem Euro-Beitritt auf Schulden gebauter Wohlstand. Anders gesagt: Griechenland war schon in einer Krise, bevor die Krise kam.

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