Warum die Vienna Insurance die IT abwertet

Warum die Vienna Insurance die IT abwertet
Überprüfung - Teile sind nicht zukunftsfit.

Die Eilt-Meldung kam in der Nacht. Die Vienna Insurance Group (VIG), Österreichs größter Versicherungskonzern, überraschte die Aktionäre mit einer massiven Wertberichtigung. Die IT-Systeme, die insgesamt mit rund 520 Millionen Euro aktiviert sind, werden, wie der KURIER berichtete, um 195 Millionen abgewertet.

IT-Systeme sind für Versicherungen, vor allem für ältere Unternehmen, die international expandieren, ein besonders heikles Thema. Enorme Datenmengen müssen über lange Dauer und etliche Staaten hinweg verarbeitet werden.

VIG-General Peter Hagen nennt vier maßgebliche Gründe für die Wertberichtigung. Seit dem Start der Ost-Expansion im Jahr 2000 hat die VIG international rund 50 Versicherungsunternehmen übernommen – und damit auch deren völlig unterschiedliche IT-Strukturen.

Die Aufsichts- und Eigenkapitalregeln Solvency II stellen auch an die Software neue regulatorische Anforderungen. Von der Sicherheit der einzelnen Codes bis zur Frage, was das System an Berichten generieren kann.

Die Märkte und das Verhalten der Kunden ändern sich, die Anforderungen an Software würden immer anspruchsvoller. Zudem beschleunige sich der technische Wandel permanent. "Sodass IT-Systeme, die für fünf bis acht Jahre gedacht waren, für so komplexe Anforderungen wie in der Versicherungswirtschaft nur noch drei oder vier Jahre einsetzbar sind", erklärt Hagen.

Eine Überprüfung ergab, dass einzelne IT-Systeme und Programme technisch und wirtschaftlich in absehbarer Zeit vermutlich nicht mehr verwendbar bzw. nicht zukunftsfit sind. Liegt die Wahrscheinlichkeit dafür bei mehr als 50 Prozent, muss laut den Bilanzierungsvorschriften IFRS wertberichtigt werden.

"Alles funktioniert und ist betriebssicher"

Gerüchte, die VIG habe schon länger ein Problem mit der IT, dementiert Hagen: "Alles funktioniert und ist betriebssicher. Aber wir müssen sicherstellen, dass wir nicht in Zukunft ein Problem bekommen". International liegt die Benchmark für die IT-Kosten (Hard- und Software, Abschreibungen, Mitarbeiter) bei 3,6 bis 3,8 Prozent der Prämien. Die VIG hält im Konzern bei 2,5 Prozent. Pro Jahr werden rund 60 bis 80 Millionen Euro in die IT investiert.

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