Warum die Jagd ein Millionen-Geschäft ist

Die perfekte Jagdausrüstung kostet schnell ein paar Tausend Euro
Jagen wird immer beliebter, der Anteil der Frauen steigt. Die Wirtschaft freut das. An der Jagd lässt sich gut verdienen.

Fast 600 Millionen Euro wurden in Österreich im Jagdjahr 2017/’18 (bis Ende März) für die Jagd ausgegeben – etwa 3,8 Prozent mehr als in den zwölf Monaten zuvor. Die Ausgaben steigen stetig, so wie auch die Zahl der Jäger und Jägerinnen.

Die Jagd wird jünger. und weiblicher

Warum die Jagd ein Millionen-Geschäft ist

Knapp 130.000 Österreicher haben inzwischen eine Jagdkarte, also die Jagdprüfung abgelegt. Ein Zehntel davon sind Frauen, bei den Jungjägern aber liegt der Frauenanteil schon bei einem Fünftel. Parallel dazu haben auch die Abschusszahlen einen Rekordstand erreicht. Wild gibt es in Österreich trotzdem mehr als genug in den Wäldern (siehe Interview).

Warum die Jagd ein Millionen-Geschäft ist
Warum die Jagd ein Millionen-Geschäft ist

Da läuft das Geschäft. Allein aus den Jagdpachten belaufen sich die Einnahmen auf 67,2 Millionen Euro im Jahr, hat der Linzer Universitätsprofessor Friedrich Schneider in einer Studie über die Jagd in Österreich ermittelt. Wer Jäger sein will, muss also über das nötige Kleingeld verfügen. Auch wenn man dafür nicht unbedingt eine Jagd pachten muss – es gibt auch Gastkarten, die mindestens für einen Tag gelten –, gehen Jagdprüfung und Ausrüstung ordentlich ins Geld.

Für die Ausrüstung muss mit ein paar Tausend Euro gerechnet werden. Vom Gewehr über Ferngläser bis zu Gummistiefeln und Gehörschutz reicht die Palette. Österreichische Unternehmen sind hier gut dabei. Seien es Ferngläser von Swarovski, Ferlacher Büchsen oder Gewehre von Steyr-Mannlicher – an der Jagd verdienen alle gut.

Warum die Jagd ein Millionen-Geschäft ist

Jeder fünfte Baum verbissen

So viel Wild wie im Vorjahr wurde in Österreich noch nie geschossen. Trotzdem beklagen die Österreichischen Bundesforste (ÖBf) in manchen Waldgebieten enorme Schäden durch Wildverbiss. Der KURIER fragte bei Friedrich Völk, Leiter des Bereichs Jagd bei den ÖBf, nach.

 

Warum die Jagd ein Millionen-Geschäft ist

Friedrich Völk leitet den Bereich Jagd der Bundesforste

KURIER: Herr Völk, es gibt vorgeschriebene Abschusszahlen. Warum ist der Schaden durch das Wild dennoch so hoch?
Friedrich Völk: Die Abschusspläne müssen von der Behörde genehmigt werden. Eines der Probleme aber ist, dass niemand weiß, wie Wild in den Wäldern lebt.

Wird die Einhaltung der Abschusspläne sanktioniert?
Nur im Extremfall. Vor einigen Jahren hat die Behörde Berufsjäger in eine Waldgebiet in Salzburg geschickt, weil dort der Wildbestand enorm hoch war. Meist aber lässt sich die Nicht-Einhaltung der Pläne nicht nachweisen. Wie wollen Sie vor Gericht beweisen, dass ein Jäger mehr Wild abschießen hätte können?

Nun gibt es in Österreich Rekord-Abschusszahlen, immer mehr Jäger und trotzdem klagen die ÖBf über Wildverbiss ...
Ja. Jeder fünfte Baum ist vom Wild verbissen. Das ist ein Problem für den Jungwald, er kommt gar nicht hoch. Es muss viel mehr Wild geben als wir angenommen haben.

Gibt es eine Lösung?
Die ÖBf haben Berufsjäger angestellt. Derzeit haben wir 34 Berufsjäger, vor zehn Jahren waren es nur neun. Das kostet zwar Geld, schützt aber den Wald, was langfristig notwendig und auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Berufsjäger müssen die Abschusszahlen erfüllen, sie müssen bei jedem Wetter raus und sind nicht nur an Trophäen interessiert. Die ÖBf haben 1500 Jagdreviere auf 840.000 Hektar. Der überwiegende Teil ist verpachtet, nur einen kleinen Teil bewirtschaften wir selbst.

Wie teuer ist eine Jagdpacht?
Im Mittel liegt der Preis bei 22 Euro pro Hektar und Jahr. Eine Jagd hat mindestens 100 Hektar. Die Preisspanne ist aber groß, je nach Wildbestand und Landschaft.
Ist es noch üblich, dass große Unternehmen Jagden pachten, um mit Kunden jagen zu gehen?
Das wird weniger. Große Firmen geben Jagden an uns zurück. Aus Gründen der Compliance ist die Einladung von Kunden zur Jagd nicht mehr so verbreitet. Die ÖBf sind nicht unglücklich über diesen Trend.

Lässt sich mit dem Verkauf von Wild Geld verdienen?
Das abgeschossene Wild gehört dem Pächter. Meist verwendet er das Fleisch selbst. Beim Verkauf an Wildbrethändler bekommt man nur sehr wenig – für ein Kilo Reh-Fleisch etwa drei bis fünf Euro.  Für Wildschwein-Fleisch wurden im Vorjahr gar nur 30 Cent je Kilo geboten. Die Händler hatten die Lager voll. Die Branche versucht nun über Wild-Spezialitäten auf die Gourmet-Schiene zu gehen und die Produkte über Genuss-Regionen zu vertreiben.

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