Warum die Bauern für ihre Milch wieder mehr Geld bekommen

Die heimischen Molkereien setzen generell auf gentechnikfreie Milch.
Die Talfahrt nach der Abschaffung der EU-Quoten ist vorbei. Qualität soll künftig für steigende Absätze sorgen.

Zum internationalen Milchtag gibt es eine gute Nachricht für die Milchbauern. Es geht mit dem Erzeugerpreis aufwärts. Die größte Molkerei in Österreich, die Berglandmilch mit den Marken Schärdinger, Tirol Milch, Lattella und Stainzer, zahlt für den Liter Milch jetzt um 1,50 Cent mehr. Das ergibt dann 34 Cent netto. "Der internationale Markt tendiert fest", lautet die Begründung von Berglandmilch-Generaldirektor Josef Braunshofer. Nach den Marktverwerfungen habe sich die Lage nun wieder stabilisiert. Auch in Deutschland steigt der Erzeugermilchpreis.

EU-Lieferquote

Als Folge der Abschaffung der EU-Lieferquoten für die Milchbauern vor zwei Jahren war die Milchproduktion in der EU deutlich gestiegen. In Österreich gab es 2016 ein Plus von 2,5 Prozent. Dazu kam der russischen Importstopp für Agrarprodukte aus der EU. Das Ergebnis war ein Überangebot und ein Preisverfall bei den Erzeugerpreisen. Die Milchbauern mussten unter dem Erzeugerpreis verkaufen. Die Verbraucher haben davon nicht viel mitbekommen. Die Konsumentenpreise haben sich nur wenig verändert.

Qualität zählt

Mittlerweile ist längst klar geworden, dass nur eine Qualitätsstrategie Erfolg verspricht. Sehr vereinfacht lässt sich sagen: Spezialprodukte wie Heumilch oder Biomilch sowie besondere Käsesorten und ein geschicktes Marketing sind gefragt.

Die veränderten Prioritäten haben ihre Spuren in der Bilanz der Molkereigenossenschaft Gmunden hinterlassen. 2016 war der Umsatz um mehr als acht Prozent eingebrochen. Die Molkerei hatte auf Haltbarmilch gesetzt. Mit H-Milch ist es ähnlich wie mit den Eigenmarken der Lebensmittelketten. Die Milch die drinnen ist, kann von irgendeinem Liefernaten kommen. Wer teuer produziert, wird durch einen billigeren Lieferanten ersetzt.

Premium Produkte

Vor etwas mehr als zwei Monaten hat mit Johann Konrad aus Pfaffing (Oberösterreich) einer der größten Milchbauern die Molkerei gewechselt. Er beliefert nun nicht mehr Gmundner Milch, sondern wegen des besseren Erzeuger-Milchpreises die SalzburgMilch. "Wir wollen uns als Premium-Milchmacher positionieren", lautet die Strategie von SalzburgMilch-Geschäftsführer Karl Leeb. Neben einem neuen Design mit bunten Kuhköpfen wurde auch eine Initiative für Tiergesundheit mit mehr Auslauf für die Kühe gestartet.

Es gibt auch immer wieder Kritik an den Molkerei-Genossenschaften. Sie würden zu wenig Milchgeld zahlen, heißt es. Der Versuch der Initiative "Freie Milch", durch alternative Vermarktungsmodelle mehr Geld für ihre Milch zu bekommen, endete allerdings im Desaster. Der Partner, die Alpenmilch Logistik, musste zusperren.

Ausgetreten

Die Milchbauern mussten die Molkerein bitten, wieder liefern zu dürfen. Doch wer aus der Molkerei-Genossenschaft ausgetreten ist, kann nicht die selben Bedingungen erwarten wie ein Mitglied.

Es wird auch versucht, die Probleme am Milchmarkt parteipolitisch zu instrumentalisieren. Der Grüne Agrarsprecher Pirklhuber sieht auf dem Milchmarkt "eine kartellähnliche Situation". Die Bauern "werden zu Leibeigenen der Molkereien". Die rund 11.000 Mitglieder der Berglandmilch sind allerdings nicht Leibeigene, sondern als Genossenschafter die Eigentümer der Molkerei.

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