Warum der VW Golf die Nummer eins-Position verloren hat

Skoda Octavia
Zu den meistverkauften Autos in Österreich zählen vor allem Modelle von Volkswagen. Der Konzern bereitet sich auf die Elektro-Offensive vor.

Nach dem drittbesten Autojahr aller Zeiten in Österreich mit 341.000 Pkw-Neuzulassungen mussten die heimischen Händler heuer ein wenig vom Gas gehen. Bis Jahresende werden es nur rund 326.000 neu zugelassene Autos sein, prognostiziert die Salzburger Porsche Holding. Der nach der OMV umsatzmäßig größte Konzern Österreichs und Europas größtes Autohaus mit Zuständigkeiten für 29 Länder (auch in Südamerika und Asien) kann sich weiterhin einen großen Teil von diesem Kuchen abschneiden.

Der Marktanteil stieg von 34 auf den Rekordwert von knapp 35 Prozent. Unterm Strich bleibt aber aufgrund des geschrumpften Gesamtmarktes auch ein Minus von ca. 4.000 Autos auf 112.000 verkaufte Einheiten.

„Die sich abkühlende Konjunktur, die Lieferunfähigkeit wegen veränderter Messverfahren und die Änderungen bei der Normverbrauchsabgabe führten zu Verunsicherung bei den Käufern“, sagt Hans Peter Schützinger, Sprecher der Geschäftsführung der Holding. Immerhin sei die Lieferfähigkeit nun wieder gegeben und bei der NoVA gebe es mit Jahresbeginn nun eine „akzeptable Lösung, die leicht Richtung Ökologie geht“. Große Preisänderungen erwartet die Branche aber nicht.

Wettstreit um Platz eins

Eine bemerkenswerte Änderung, wenn auch nur innerhalb der Holding, gab es heuer. Erstmals seit 40 Jahren ist der Golf nicht mehr das meistverkaufte Auto Österreichs. An seine Stelle fuhr Mitte des Jahres der Škoda Octavia mit 9.868 Stück (bis Ende November) gegenüber 8.628. „Der Golf 7 läuft aus“, lautet Schützingers Begründung. Für nächstes Jahr erwartet er mit seinem Nachfolger einen Wettstreit um die Nummer eins. Besonders erfreulich für den Konzern: Von den Top-10-Modellen stammen sieben aus dem Hause Volkswagen.

Alternative Antriebe

Weiterhin stiefmütterlich ist der Anteil alternativer Antriebe in Österreich mit 7,7 Prozent, davon nur 2,8 Prozent Elektro (Vorjahr 2,0 Prozent). Schützinger begründet dies mit Lieferschwierigkeiten. Nächstes Jahr aber beginne die große Modelloffensive des Volkswagen-Konzerns, allen voran mit dem ID.3 (ab Jahresmitte zu einem Preis ab 30.000 Euro erhältlich). Bis 2030 erwartet die Porsche Holding einen Anteil der Elektroautos am Gesamtbestand von zehn Prozent.

„Das Elektroauto wird in Ballungszentren über kurz oder lang nicht zu schlagen sein“, so Schützinger. Der Diesel, dessen Anteil von 41 auf 38 Prozent sank, werde nicht weiter verlieren. „Bei der Marke VW sind es 46 Prozent, um drei Prozent mehr als 2018.“ Es gebe nun wieder eine vernünftige Diskussion, die neuen Motoren seien sehr verbrauchsarm.

Dieselskandal

Apropos Diesel: Derzeit seien im Rahmen des Dieselskandals 560 Einzelklagen anhängig. In erster und zweiter Instanz seien 246 Klagen abgewiesen worden, zehn Mal verlor die Porsche Holding zweitinstanzlich. Ein OGH-Urteil ging zugunsten des Konzerns aus. 93 Prozent aller beanstandeten Diesel seien bisher umgerüstet worden.

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