Warum der Ölpreis plötzlich abstürzt
Erdöl und damit auch Treibstoffe sind diesen Herbst teuer geworden. Und die Mehrheit der Experten hatte damit gerechnet, dass das auf längere Zeit so bleiben würde. Doch weder die US-Politik noch jene Saudi Arabiens lassen sich prognostizieren. So kam es, dass der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent Ende der Vorwoche wieder unter 60 Dollar je Fass fiel. Anfang Oktober kostet das Fass Brent noch mehr als 76 Dollar – damals getrieben von der Sorge, dass die US-Sanktionen gegen den ölreichen Iran dessen Exporte des Schwarzen Goldes fast zum Erliegen bringen würde.
Doch dann kam Donald Trump und nahm gleich acht Staaten von dem Verbot iranisches Öl zu kaufen aus, darunter Italien und Griechenland. Damit sanken die Ölexporte des Iran nicht gegen null, sondern „nur“ von 2,5 Millionen auf 1,5 Millionen Fass pro Tag. Gleichzeitig hatten andere Ölstaaten – etwa Saudi Arabien, aber auch Russland – ihre Förderung wegen des erwarteten Ausfalls des Iran hochgetrieben. Die Saudis pumpen mit rund elf Millionen Fass pro Tag so viel Öl wie seit 2015 nicht mehr in die Märkte. Russland hat neue Förderfelder in Sibirien in Betrieb genommen. Und die USA pressen mit 11,6 Millionen Fass Schieferöl pro Tag so viel aus dem Gestein wie nie zuvor.
Förderung drosseln
Die offensichtliche Folge: Überangebot am Markt und Preissturz. Die Schlussfolgerung daraus: Die OPEC wird bei ihrem nächsten Treffen Anfang Dezember in Wien eine deutliche Förderreduktion beschließen müssen, um den Preisrutsch zu begrenzen.
Saudi Arabien will das auch. Doch US-Präsident Donald Trump eher nicht. Da Saudi Arabien nach der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi aber auf der internationalen politischen Bühne schwer angeschlagen ist, ist eine kräftige Förderkürzung wenig wahrscheinlich. Billigeres Öl helfe der US-Wirtschaft und damit Trump, sagt Erste Group-Analyst Tamas Pletser. Und die texanischen Schieferöl-Förderer kämen mit einem etwas niedrigeren Ölpreis inzwischen gut zurecht.
Höhere Gaspreise
Im Gefolge des Ölpreisanstiegs bis Anfang Oktober sind auch die Erdgas-Importpreise nach oben geschnellt. Wien Energie, EVN und Energie Burgenland haben die Gaspreise für die Haushalte bereits mit Anfang Oktober erhöht. Per 1. Dezember wird Gas auch in Linz teurer. Die Linz AG hat eine Anhebung von knapp 60 Euro im Jahr für Durchschnittsverbraucher (15.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr) angekündigt. Angesichts der Ölpreis-Rückgänge stellt sich die Frage, ob Gas nicht bald wieder billiger werden müsste.
Um die Gasversorgung müssen sich Kunden keine Sorgen machen. Laut der Energie-Aufsichtsbehörde E-Control sind die Gasspeicher trotz des großen Unfalls in Baumgarten im Vorjahr zu 78 Prozent voll. Damit reichen die Reserven auch für einen sehr kalten Winter.
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