Wartezimmer war gestern: Video-Diagnose ersetzt Arztbesuche
Wer nicht beim Hausarzt im Wartezimmer sitzen will oder den Weg dorthin vermeiden will, der kann sich künftig von zu Hause aus helfen lassen - zumindest in den meisten Fällen. Der Telemedizindienstleister drd bietet mit einer neuen App die Möglichkeit, Diagnosen via Videoübertragung über das Handy oder den PC zu erhalten.
Schnelle Versorgung
Hausärzte warten ähnlich wie bei einer Hotline auf Anrufe von Patienten. Diese werden zum ersten verfügbaren Arzt durchgestellt und bekommen so eine schnelle Versorgung. „Durch Erfahrungswerte aus dem Ausland wissen wir, dass 50 bis 70 Prozent der Fälle durch Telemedizin beraten werden können“, sagt drd-Geschäftsführer Clemens Billek.
Auch welche Fälle für Telemedizin geeignet seien und welche nicht, wisse man. Bauchschmerzen können laut Billek zum Beispiel nicht untersucht werden, hier ist ein Abtasten mit der Hand unausweichlich. Bei Migräne könnte man dagegen gut Ratschläge erteilen. Der Patient bekommt, wenn nötig, sofort eine Überweisung, eine Krankschreibung oder ein Rezept. Das System ist laut Billek absolut sicher, da nur der Patient Zugang zu seiner persönlichen und verschlüsselten Gesundheitsakte habe und es keine Sicherheitsrisiken, wie Server im Ausland oder ähnliches, gebe.
Keine Ansteckungsgefahr
Auch beim Kampf gegen das Coronavirus könne das Service helfen. „Es besteht zum Beispiel keine Ansteckungsgefahr im Wartezimmer“, sagt Billek. Leichte Corona-Symptome könne man behandeln, auch könne man Menschen helfen, Krankheitssymptome richtig zu deuten und raten, ob ein Anruf bei der Corona-Gesundheitsberatung 1450 nötig ist oder nicht. Das Coronavirus diagnostizieren könne man nicht, das dürfe derzeit nur der Ärztedienst.
Für Ärzte sei das Service ebenfalls interessant. „Der Hausarztberuf ist relativ unattraktiv geworden“, sagt Billek. Nur noch zwei Prozent der Medizin-Studienabgänger würden sich dafür entscheiden. Durch das Service könne man den Job zum Beispiel in Teilzeit von zu Hause aus machen, ohne große Investments. Viele Ärzte würden scheuen, in ein kleines Dorf aufs Land zu ziehen, um dort eine Praxis zu übernehmen. Das sei nun auch nicht mehr unbedingt nötig.
Ausweitung angedacht
Das Service ist seit wenigen Tagen aktiv und unter drd.at zu finden. drd ist ein Start-Up, das 2017 gegründet wurde, Partner sind der Telekommunikationsanbieter „3“ und die Generali-Versicherung. Eine Ausweitung der Serviceleistungen, wie die Konsultation von Fachärzten und die Expansion ins Ausland, sind geplant.
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