Wall Street: Goldmänner aus dem Schneider
Wieder einmal hat Lloyd Blankfein Grund zum Lachen: Der Chef der weltgrößten Investmentbank Goldman Sachs und sein Institut werden nicht mehr länger von der US-Justiz verfolgt. Das Ministerium in Washington D.C. gab bekannt, die Ermittlungen wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte eingestellt zu haben. "Es gibt keine brauchbare Basis, strafrechtlich gegen Goldman Sachs oder die Mitarbeiter vorzugehen."
Zur Vorgeschichte: Goldman Sachs hat 2007 – am Höhepunkt des US-Immobilienbooms – institutionellen Investoren das Finanzprodukt Abacus schmackhaft gemacht. Darin waren Hypothekenkredite gebündelt. Doch als immer mehr Hypotheken bonitätsschwacher Hausbesitzer (Subprime) ausfielen und der Markt in sich zusammenbrach, wurde Abacus wertlos. Goldman wurde vorgeworfen, schon beim Verkauf der Papiere nicht nur von dem Problem gewusst zu haben; sondern zudem anderen Investoren Papiere verkauft zu haben, die auf den Ausfall der Subprime-Kredite wetteten.
Mit dieser Doppelstrategie machte Goldman Sachs guten Profit, führte aber zu Ermittlungen der US-Börsenaufsicht. Diese verdonnerte 2009 die Bank schließlich zu einer Zahlung von 550 Millionen Dollar. Davon gingen 250 Millionen an Investoren, die insgesamt eine Milliarde verloren hatten. Einige Privatklagen sind daher noch anhängig. Blankfein bekannte sich aber stets für nicht schuldig.
639 Seiten
Seit Frühjahr 2011 ermittelte auch ein Senatsausschuss unter Führung des Demokraten Carl Levin. Der 639 Seiten starke Bericht, zusammengetragen aus 56 Millionen Dokumenten, beinhaltet zahlreiche Vorwürfe gegen Goldman Sachs. Levin hatte der Bank wiederholt "dreckige Geschäfte" unterstellt. Doch der Justiz war die Suppe zu dünn. "Wir sind glücklich, dass die Sache hinter uns liegt", teilte das New Yorker Geldhaus mit.
Die vor zwei Jahren von Präsident Barack Obama beschlossene Finanzmarktreform soll ähnlich krumme Geschäfte durch stärkere Kontrolle und Regulierung verhindern. Bei einem Sieg des republikanischen Gegenspielers Mitt Romney bei den Wahlen im Herbst droht eine Aufweichung. Die US-Banken, so auch Goldman Sachs, unterstützen daher mehrheitlich Romney im Wahlkampf mit Millionen.
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