Der heimische Wald als Multitalent

Der heimische Wald als Multitalent
Ökologische, ökonomische und Freizeitaspekte unter einem Hut.

Für die einen ist Wald vor allem eines – ein Erholungsgebiet zum Wandern und zum mit der Seele Baumeln. Für andere ein riesiger Abenteuerspielplatz für ausgedehnte Mountainbike-Touren. Rein ökonomisch betrachtet sind die heimischen Wälder ein wichtiger Wirtschaftsbereich. Die österreichische Forst- und Holzwirtschaft zählt rund 300.000 Beschäftigte und steht für einen Produktionswert von zwölf Milliarden Euro jährlich. Nach dem Tourismus ist dieser Sektor damit der zweitwichtigste Wirtschaftszweig Österreichs.

Und nicht zu vergessen: Wälder sorgen für gute Luft- und Wasserqualität. "Wir haben in Paris ehrgeizige Klimaziele beschlossen. Der Wald als wichtigster Kohlenstoffspeicher hilft uns dabei, diese Ziele zu erreichen", betonte Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter vor Kurzem.

Von der Freizeit über die Wirtschaftlichkeit bis zur Artenvielfalt und zum Klimaschutz – die Bandbreite zeigt, wie die Anforderungen an die heimischen Wälder stetig zunehmen. Um die Interessen unter einen Hut zu bringen, hat das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft in Zusammenarbeit mit 85 Organisationen die "Österreichische Waldstrategie 2020+" erarbeitet. Minister Rupprechter dazu: "Sie ist ein Zukunftsprogramm für das Multitalent Wald." Das Programm enthält auch ein "klares Bekenntnis zum Naturschutz", sagte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes, bei der Präsentation. Er zeigte sich erfreut über den geplanten Erhalt von Naturwaldreservaten ohne wirtschaftliche Nutzung.

Erarbeitet wurde die Strategie im Rahmen des Österreichischen Walddialogs, der bereits 2001 vom Landwirtschaftsministerium gestartet wurde. Ziel ist es, dass Waldeigentümer und alle relevanten Interessensgruppen an einem Strang ziehen und Konflikte vermieden werden.

Klimaschutz

Im Kampf gegen den Klimawandel spielt der Wald eine entscheidende Rolle. "Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne CO2", betonte Rudolf Rosenstatter, Präsident der Kooperationsplattform Forst Holz Papier.

Um auch die enorme Wirtschaftsleistung des Forst- und Holzsektors aufrechtzuerhalten, sei in partnerschaftlicher Umgang aller Waldnutzer essenziell, meint Rosenstatter. Für ihn ist die österreichische Waldstrategie ein "genialer Brückenschlag zwischen Holzmobilisierung, Waldschutz und den Ansprüchen der Freizeitgesellschaft".

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Trinkwasser

In der Strategie 2020+ ebenfalls behandelt wird die Schutzfunktion des Waldes – etwa vor Naturgefahren. Ohne diesen Schutz könnten knapp fünfzig Prozent des Lebens- und Wirtschaftsraums in Österreich nicht genutzt werden, hieß es. Wichtig ist zudem die Sicherung der Trinkwasserressourcen.

Thematisiert wird auch die zunehmende Nutzung des Waldes durch Freizeitsportler, die zu einer stärkeren Beeinflussung des Ökosystems führt. Bei einer Überbeanspruchung brauche es Lenkungsmaßnahmen, kamen alle Seiten überein.

Die Waldstrategie "ist ein wichtiges Instrument, um künftig die richtigen waldpolitischen Entscheidungen zu treffen", betonte Felix Montecuccoli, Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich. Gut 80 Prozent der heimischen Wälder sind in Privatbesitz. Der Rest entfällt vor allem auf die Bundesforste, ein kleinerer Teil auf Gemeinde- und Landeswald. Auf die nachwachsende Ressource Holz könne man auch in Zukunft bauen, weil der Holzvorrat zunehme, betonte Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes. Zahlen dazu: Alle 40 Sekunden wachse in Österreich so viel Holz heran, dass daraus ein Einfamilienhaus gebaut werden könnte.

Die Bandbreite in der EU, in der 42 Prozent mit Wald bedeckt sind: Malta hat so gut wie keinen Wald, in Finnland liegt der Waldanteil bei 77 Prozent. Mit knapp 50 Prozent hat Österreich innerhalb der EU einen deutlich überdurchschnittlichen Waldanteil. Österreichs Wälder setzen sich aus geschätzten 3,4 Milliarden Bäumen zusammen. Rein rechnerisch bedeutet das 406 Bäume je Einwohner (die Zahlen sind allerdings schon ein paar Jahre alt). Auf die meisten Bäume pro Kopf kommen die Kärntner (1009) und die Steirer (705). Die wenigsten entfallen naturgemäß auf den Ballungsraum Wien (5).

Etwa ein Fünftel des österreichischen Waldes sind sogenannte Schutzwälder. Sie sollen vor Naturgefahren wie Hochwasser, Muren, Lawinen, Hangbewegungen oder Steinschlag schützen. Rund die Hälfte dieser Schutzwälder sind außer Ertrag gestellt, werden also nicht wirtschaftlich genutzt.

Gut 70 Prozent des heimischen Bestandes sind Nadelbäume (vor allem Fichten), bei den Laubbäumen dominiert die Buche. Der Klimawandel (Erwärmung) wird dafür sorgen, dass sich die Verteilung der Baumarten ändern wird. Die Prognosen für Europa bis zum Jahr 2100: Der Fichtenanteil an den europäischen Wäldern wird von 29 auf 15 Prozent, jener von Kiefern von 23 auf zehn Prozent sinken. Im Gegenzug wird der Anteil an mitteleuropäischen Eichen von zehn auf 20 Prozent und jener der mediterranen Eiche von elf auf 32 Prozent anwachsen.

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