Wachsende Sorgen mit dem starken Franken

Wachsende Sorgen mit dem starken Franken
Schweiz Wirtschaft unter Druck, Schuldner in Österreich stöhnen, Nationalbank interveniert massiv.

Mittwoch, 8.57 Uhr. Mit einer kurzen Mitteilung schafft es die Schweizer Notenbank (SNB), die Devisenmärkte durcheinander zu wirbeln. Kurz zuvor war der Franken im Vergleich zum Euro so teuer wie noch nie. Weniger als 1,08 Franken waren nötig, um einen Euro zu erstehen. Bald darauf wurde der Euro um mehr als 1,11 Franken gehandelt.

Hintergrund dieser Umkehr: Die SNB will gegen den enorm starken Franken vorgehen - mit mehreren Mitteln. Der Leitzins wird auf nahezu null gesetzt. Zudem wird der Geldmarkt mit zusätzlichen 50 Milliarden Franken versorgt. Das bedeutet, salopp gesagt: Die SNB wirft die Geldmaschine an, um mit zusätzlichen Franken den Wert des umlaufenden Geldes zu schwächen.

Mit der Taktik des billigen Geldes will SNB-Chef Philipp Hildebrand verhindern, dass weiterhin Unmengen an Geldern verunsicherter Investoren in den Franken strömen und die Schweizer Währung damit verteuern.

Zumindest am Mittwoch hat das einigermaßen geklappt. Von einer Normalisierung ist der Franken aber weit entfernt. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren lag das Euro-Franken-Verhältnis noch bei etwa 1,52. Einige Experten gehen davon aus, dass die jüngsten Maßnahmen der SNB auch nicht allzu viel dagegen ausrichten können, dass der Franken als Fluchtwährung angesehen wird. Die Franken-Zinsen waren ja schon länger viel tiefer als im Euroraum.

Gründe, warum Klein- und Großanleger in vermeintlich sichere Häfen flüchten, gibt es viele.

Gründe

USA In der größten Volkswirtschaft der Welt konnte die Zahlungsunfähigkeit zwar vermieden werden. Die Ratingagenturen drohen dennoch mit einer Rückstufung der Bonität.

Eurozone In Spanien und Italien spitzt sich die Lage zu, die Zinsen für die Staatsschulden sind massiv gestiegen. Jetzt geht die Angst um, dass die dritt- und viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone diese Zinsen nicht mehr lange leisten können. Wären die Länder auf Hilfen angewiesen, wäre der Rettungsschirm heillos überfordert.

Konjunktur Dazu kommt, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten sehr mager ausgefallen sind. Die US-Wirtschaft wächst nur noch ganz langsam, in der Eurozone tritt die Industrie beinahe auf der Stelle.

Börsen

All das sind keine Nachrichten, die Anleger Appetit auf etwas mehr Risiko machen könnten. Sie ziehen sich scharenweise etwa aus Aktieninvestments zurück.

An den Börsen von Wien und Frankfurt etwa gab es am Mittwoch den sechsten Handelstag in der Folge Kursverluste. Für den Wiener Leitindex ATX bedeutet das einen Verlust von rund acht Prozent innerhalb weniger Tage. Eine der Ausnahmen war am Mittwoch die Schweizer Börse. Dort legte das Kursniveau zu - in der Hoffnung, ein schwächerer Schweizer Franken werde den eidgenössischen Exporteuren das Leben erleichtern.

Von Gold können die Anleger dagegen gar nicht genug bekommen. Die Nachfrage trieb den Preis des Edelmetalls auf einen neuen Rekordstand. In der Spitze wurde eine Feinunze (31,1 Gramm) um 1672,65 Dollar gehandelt. Auch der Silberpreis legte zu (auf bis zu gut 41 Dollar). Vom Rekordstand von mehr als 49 Dollar vom April ist das "Gold des kleinen Mannes", wie es oft bezeichnet wird, allerdings noch entfernt.

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