VW vergoldet Winterkorns Abgang mit 28 Millionen

Die Manipulation von Abgas-Messungen kostete den VW-Chef zwar den Job. Vertraglich steht ihm aber eine millionenschwere Firmenpension zu.
Winterkorn steht eine millionenschwere Firmenpension zu. Sein Nachfolger dürfte Porsche-Chef Müller werden.

Der Druck war letztendlich doch zu groß. Am Mittwoch zog Volkswagen-Vorstandsvorsitzender Martin Winterkorn die Konsequenzen aus der Manipulation von Abgaswerten und legte sein Amt zurück. Damit endete seine fast 35-jährige Tätigkeit im VW-Konzern (zunächst bei Tochter Audi) abrupt; und sicherlich schmerzvoll, wenn man bedenkt, dass er sich erst im Frühjahr im Machtkampf mit VW-Patriarch Ferdinand Piëch durchgesetzt hatte und eigentlich am Freitag frühzeitig als Boss bis 2018 verlängert worden wäre.

Trösten kann sich Winterkorn mit seinen Pensionsansprüchen in Gesamthöhe von 28,6 Millionen Euro. Es könnte aber noch mehr werden. Laut Konzernbericht stehen jedem Vorstand bei vorzeitiger Beendigung der Tätigkeit zwei Jahresgehälter zu; allerdings nur dann, wenn der Vorstand nicht von selbst geht. Nun ist fraglich, wie sehr Winterkorn wirklich freiwillig den Schritt gesetzt hat. Denn noch am Dienstag versprach er eine umfassende Aufklärung des Skandals und warb um Vertrauen. 24 Stunden später bot er – zumindest offiziell – von sich aus dem Aufsichtsratsgremium den Rücktritt an; dieses dürfte entsprechenden Druck gemacht haben. Insofern ist es durchaus denkbar, dass Winterkorn eine Abfertigung erhält. Im Vorjahr verdiente er inklusive Boni 15,9 Millionen Euro (Fixgehalt 1,6 Millionen). Kommt also eine Abfertigung inklusive Boni hinzu, würde sein Abgang mit rund 60 Mio. Euro versüßt. VW wollte diese Zahlenspiele nicht kommentieren. Auf alle Fälle erhält Winterkorn einen Dienstwagen auf Lebenszeit.

Nach Winterkorn müssen laut Medienberichten weitere Manager den Hut nehmen. Treffen soll es die Entwicklungschefs von VW, Audi und Porsche sowie den Verantwortlichen für die Geschäfte in den USA.

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Nachfolger

Am Freitag tritt am VW-Stammsitz in Wolfsburg der Aufsichtsrat zusammen, um einen Nachfolger zu bestimmen. Porsche-Chef Matthias Müller wird laut Medienberichten das Rennen machen. Ähnlich wie Winterkorn startete der 62-Jährige seine Karriere vor fast 40 Jahren bei Audi und lernte dort Werkzeugmacher, später absolvierte er ein Informatikstudium. Im Frühjahr galt er als Kompromisslösung im Streit zwischen Piëch und Winterkorn. Im Gegensatz zu Winterkorn hatte Müller auch die Unterstützung Piëchs.

Als Winterkorn 2007 als Chef von Audi an die VW-Spitze wechselte, ging Müller als Produktstratege mit ihm. Nach der gescheiterten Übernahme von VW durch Porsche, die schließlich mit der Unterordnung von Porsche als VW-Marke endete, übernahm er 2010 auf Wunsch von Piëch die Führung bei der neuen Konzerntochter und erzielte Absatzrekorde.

Geringere Chancen werden Audi-Chef Rupert Stadler zugerechnet. Er ist mit 52 Jahren zwar deutlich jünger als Müller. Zuletzt wurde er aber als Nachfolger von VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch gehandelt, der neuer Aufsichtsratschef werden soll. Dass Stadler Winterkorn beerben könnte, bezweifeln Experten zudem mit dem Hinweis auf die VW-Tradition, wonach ein Ingenieur an der Spitze stehen muss. Stadler ist Betriebswirt.

Nur Außenseiterchancen hat der Österreicher Herbert Diess, der erst im Juli von BMW zu VW wechselte und die Führung der schwächelnden Hauptmarke übernahm.

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