VW steht vor einer Mammutaufgabe

Volkswagen-Chef Matthias Müller verdiente im Vorjahr deutlich weniger
Autobauer will Dieselskandal hinter sich lassen und zu einem führenden Mobilitätsanbieter werden.

Energie, Kreativität, Werte, Standards setzen, Vorbild, Aufbruchsstimmung. Schlagworte wie diese finden sich meist in Wahlkampfreden. Matthias Müller muss zwar keine politische Wahl schlagen, der Volkswagenchef setzte in seiner Rede bei der Bilanzpressekonferenz in Wolfsburg dennoch ziemlich häufig auf diese Floskeln. Schließlich kämpft der Konzern nach dem Dieselskandal nach wie vor um die Gunst – die der Konsumenten. Auf Nachfragen der Journalisten blieben Müller und seine Vorstandskollegen – ebenfalls ähnlich wie in der Politik – oft unkonkret.

Dabei lief das abgelaufene Jahr trotz Dieselskandals durchaus erfolgreich. Die Auslieferungen erreichten mit einem Plus von vier Prozent auf 10,3 Millionen eine Bestmarke, der Umsatz kletterte um 1,9 Prozent auf 217,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern drehte von minus 1,36 auf plus 5,14 Milliarden Euro, obwohl Sondereffekte aus dem Skandal 6,4 Milliarden (2015: 16,2 Mrd.) ausmachten. "Die Auf- und Abarbeitung der Krise hat uns alles abverlangt", sagte Müller.

Die Umrüstung der betroffenen Autos soll bis Herbst des Jahres abgeschlossen sein. Weltweit seien bereits vier der elf Millionen betroffenen Fahrzeuge umgerüstet. Dennoch rechnet Müller damit, dass der Skandal den Konzern noch mehrere Jahre beschäftigen werde. Zivilrechtlich seien keine finanziellen Vorkehrungen getroffen worden. "Wir verhalten uns rechtskonform, aber wie es endet, kann man heute noch nicht sagen." Dass Kunden in den USA eine Entschädigung erhalten und andere nicht, begründete Müller erneut mit den unterschiedlichen Rechtssystemen, die VW nicht ignorieren könne. Aber: "All unsere Kunden sind uns gleich viel wert." Die Umrüstung habe zur Folge, dass ihnen kein finanzieller Schaden entstünde.

Strategie 2025

Die Rolle des Dieselantriebs bleibe "fundamental – auch wenn er in Misskredit geraten ist, leider auch durch unsere Verschuldung." VW wolle sowohl Diesel als auch Benziner weiterentwickeln und zugleich den E-Antrieb forcieren. Dieser sei Teil der "Together- Strategie 2025". Bis 2018 sollen mehr als zehn E-Modelle auf den Markt kommen, den Durchbruch der E-Autos erwartet Müller für Ende dieses Jahrzehnts.

Er will den Konzern zu einem weltweit führenden Anbieter von Mobilität transformieren. "Weil sich unsere Industrie in den kommenden zehn Jahren tiefgreifender verändern wird als in den vergangenen 100 Jahren. Eine Mammutaufgabe." Zu den Vorhaben zählen neue Partnerschaften (wie mit der indischen Tata-Gruppe), die Technologieführerschaft bei Batterien, ein Self-Driving-System, Car-Sharing-Angebote oder Shuttle-Services. "Das neue Geschäftsfeld ist nicht ‚nice-to-have‘", so Müller. Auf dem Markt seien langfristig Milliarden zu verdienen.

Dass die Transformation schwierig ist, gab VW-Vorstand Herbert Diess zu. "Die ersten Wochen waren spannungsvoll und teilweise holprig." Schließlich gehe es auch um Produktivitätssteigerungen und Mitarbeiterabbau.

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