VW-Dieselskandal schwappt auf Conti über
Was haben die Lieferanten gewusst? Um diese Frage geht es in den Ermittlungen rund um die Aufklärung des VW-Abgasskandals. Die Staatsanwaltschaft Hannover weitete ihre Ermittlungen nun auf ehemalige Top-Manager des Zulieferers Continental aus. Betroffen seien Ex-Konzernchef Elmar Degenhart, der am Mittwoch abberufene Finanzchef Wolfgang Schäfer sowie ein ehemaliges Vorstandsmitglied der inzwischen von Conti abgespaltenen Sparte Powertrain, sagte ein Sprecher der Ermittlungsbehörde am Donnerstag.
Vorwurf der Beihilfe
Die Vorwürfe lauteten auf Beihilfe zu Betrug und Untreue sowie zur vorsätzlichen Verletzung der Aufsichtspflicht. Am Mittwoch seien in einer von Conti beauftragten Rechtsanwaltskanzlei Unterlagen und Daten sichergestellt worden.
Auf die Frage, ob die Abberufung von Schäfer am Vortag im Zusammenhang mit der Durchsuchung stehe, sagte der Behördensprecher: "Davon gehe ich aus." Er fügte hinzu: "Im Rahmen der Auswertung der bisher beschlagnahmten Unterlagen, stoßen wir immer wieder auf Hinweise und neue Erkenntnisse." Dies habe zu erneuten Durchsuchungen geführt. Das Ergebnis des Einsatzes werde derzeit zusammengetragen. Bereits vergangene Woche sei die Compliance-Abteilung von Continental in Frankfurt durchsucht worden.
Der Kurs der Conti-Aktie gab am Donnerstag zeitweise um mehr als fünf Prozent nach.
Razzien
Die Strafverfolger hatten im Zusammenhang mit dem Diesel-Abgasskandal bei Volkswagen seit längerem Büros an mehreren Standorten von Conti durchsucht. Bei den Ermittlungen geht es darum, ob sich Mitarbeiter der Beihilfe zum Betrug und der mittelbaren Falschbeurkundung in den Jahren 2006 bis 2015 schuldig gemacht haben. Die in einem von VW für den Verkauf in Europa entwickelten 1,6 Liter Dieselmotor verwendete Software stammte von Continental. Der Zulieferer hatte bisher geltend gemacht, dass solche Motorsteuerungen von der Kundschaft auf ihre jeweiligen Bedürfnisse programmiert werden und er selbst nicht an der Manipulation beteiligt gewesen sei.
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