Die Verträge von CEO Thomas Arnoldner, 45, und Chief Operating Officer (COO) Alejandro Plater, 55, laufen zeitgleich Ende August aus. Wie man aus Aufsichtsratskreisen hört, ist es fix, dass Plater mit September zum CEO bestellt wird. Arnoldner verlässt das Unternehmen allerdings nicht, sondern bleibt – als Stellvertreter des CEO.
Bei einer derartigen Degradierung müsste ein CEO eigentlich von sich aus gehen, würde man glauben. Doch ganz so einfach ist die Sache nicht.
Eigentlich war Plater, der 2015 zur Telekom kam, vom Start weg der starke Mann. Zuerst vergrausigte er Margarete Schramböck, Chefin der Österreich-Tochter A1 und spätere, glücklose ÖVP-Wirtschaftsministerin.
Plater war als Chief Operating Officer (COO) für das operative Geschäft zuständig und bis 2018 auch CEO. Doch die Republik hatte im 2014 ausgehandelten, ersten Syndikatsvertrag, der Österreich bescheidene Zugeständnisse garantierte, das Recht auf den CEO.
Inzwischen war Sebastian Kurz zum ÖVP-Chef und Bundeskanzler aufgestiegen. Und sein Vertrauter Thomas Arnoldner, ehemals Alcatel und Chef der T-Systems Austria, wurde 2018 zum CEO der Telekom bestellt. „Die Vorgehensweise präjudiziert und degradiert den Aufsichtsrat zu einem Abnickgremium der Politik“, kritisierte damals Wilhelm Rasinger, ehemaliger Präsident des Interessenverbands (IVA) für Anleger, im Handelsblatt. Arnoldner werde in seiner fachlichen Kompetenz abgewertet. Plater blieb weiterhin der starke Mann, der von der Belegschaft sehr geschätzte Arnoldner machte den Außenminister. Das zeigte sich ganz deutlich bei der Verteilung der Geschäftsbereiche. Alles Wichtige zu Plater, Arnoldner bekam wenigstens die Konzernstrategie.
War auch nicht anders zu erwarten. Der Argentinier Plater ist Vertreter des mexikanischen Mehrheitseigentümers America Movil und der Vertraute von Daniel Hajj. Der Schwiegersohn von Konzerngründer und Milliardär Carlos Slim ist CEO von America Movil. Wer die Mehrheit hat, schafft an. Plater war de facto immer der CEO, jetzt würden die Funktionen eben formal korrigiert, meinen Insider.
Mit Ende August verabschiedet sich wie angekündigt Finanzvorstand Siegfried Mayrhofer, sein Posten wird nicht nachbesetzt. Es ist davon auszugehen, dass die Finanzen zu Plater wandern werden.
Was Aktionäre nicht goutieren. „Das entspricht nicht Marktstandards. Der CEO ist für die Strategie zuständig, die klassische Trennung von den Finanzen macht Sinn“, spricht IVA-Vorstand Florian Beckermann von „keiner guten Optik“. Das Thema CEO ist für den Kapitalmarktexperten „eine Frage der Eitelkeit. Der Mehrheitseigentümer hat ohnehin das Sagen.“
Noch offen ist die zeitliche Ausgestaltung der Vorstandsverträge. Ziel ist, dass nicht wieder beide Manager gleichzeitig auslaufen, also vier plus ein oder drei plus zwei Jahre. Anzunehmen, dass Plater die attraktivere Variante erhält.
Bei den Gagen dürfte sich nicht viel ändern, beide Manager liegen in etwa gleich auf. Arnoldner erhielt 2021 1,855 Millionen, Plater 2,01 Millionen Euro.
andrea.hodoschek@kurier.at
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