Von sinkenden Preisen ist Österreich weit entfernt

Von sinkenden Preisen ist Österreich weit entfernt
Restaurants und Mobilfunker haben Preise besonders stark angezogen – Steuererhöhungen tragen ebenfalls erheblich bei.

Für die Ersparnisse gibt es so gut wie keine Zinsen. Und die Preise steigen trotzdem wie eh und je: Die Österreicherinnen und Österreicher ernten derzeit das Schlechteste aus beiden Welten.

Von sinkenden Preisen ist Österreich weit entfernt
Während sich der Rest Europas vor fallenden Preisen (Deflation) sorgt, hat Österreich die höchsten Inflationsraten im gesamten Euroraum. Und das wird laut den Prognosen der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) in den nächsten beiden Jahren so bleiben(siehe Grafik).

"Österreich hat in der Eurozone die am stärksten negativen Realzinsen", sagt Josef Baumgartner vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Nirgendwo sonst verlieren also die Ersparnisse so rasch an Kaufkraft wie bei uns. Einer der Gründe sei zwar, dass die Konjunktur bei uns noch besser läuft als im Rest des Euroraums. Warum die Inflation bei uns allerdings um 0,5 Prozentpunkte höher ist als in Deutschland, ist so aber nicht zu erklären. Wie dann?

Höhere Steuern Der Staat ist selbst ein Preistreiber: Er trägt 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte zur Teuerung bei, sagt OeNB-Chefvolkswirtin Doris Ritzberger-Grünwald. Die Steuererhöhungen von März (Tabaksteuer, motorbezogene Versicherungssteuer, NoVA, Schaumwein- und Alkoholsteuer) hätten die Inflationsrate um einen Viertelprozentpunkt erhöht, sagt Baumgartner.

Gastronomie Noch stärker ist allerdings der Preisschub bei den Dienstleistungen. Die Kaffeehäuser und Restaurants, anfangs auch Hotels, hätten seit 2011 die Preise viel stärker angehoben als in Deutschland, so der WIFO-Experte. Schlüssige Erklärungen sind rar. Womöglich müssen die Umbaukosten für die Rauchfrei-Zonen hereinverdient werden, auch höhere Löhne dürften eine Rollen spielen.

Telekommunikation Saftige Preissteigerungen gab es bei den Telekom-Anbietern, die die Kosten für die teuren LTE-Frequenzen hereinbringen müssen. Dennoch habe Österreich EU-weit recht günstige Telekom-Preise, sagt Baumgartner.

Arztkosten Auch das fällt im Vergleich zu unseren Nachbarn ins Gewicht: Deutschland hat 2013 eine Art Praxisgebühr für den Hausarztbesuch abgeschafft.

Nahrungsmittel Der tägliche Gang zum Supermarkt oder Diskonter ist in Österreich besonders kostspielig. Das Preisniveau für Nahrungsmittel liegt um 20 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Verglichen mit Deutschland fällt das aber kaum ins Gewicht. Aus rein statistischen Gründen: Kurioserweise sind die Ausgaben für Lebensmittel bei uns im Warenkorb zur Inflationsberechnung viel schwächer gewichtet.

Russland-Risiko

Den Wirtschaftsausblick beließ die OeNB nahezu unverändert gegenüber Dezember 2013. Allerdings sei die Prognose "aufgrund der Ukraine-Russland-Krise mit einem Abwärtsrisiko behaftet", sagte OeNB-Chef Ewald Nowotny. Von Sanktionen gegen Moskau wäre Österreich stark betroffen – die Industrie sei sehr von Gas abhängig.

Derzeit bringen die Exporte die Erholung voran. 2015 und 2016 sollen der private Konsum und Investitionen den Aufschwung tragen. Das Budgetdefizit und die Schulden werden vor allem von der Hypo Alpe-Adria hochgetrieben. Obendrein wird die Staatsschuldenquote künftig neu berechnet – 2014 sei mit "etwas über 80 Prozent des BIP" zu rechnen.

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