Von Österreich aus zur Weltspitze

Von Österreich aus zur Weltspitze
Spezialisierung als Erfolgsrezept: Kapsch TrafficCom, Andritz und Lenzing sind laut Studie als Nischenmarktführer am besten durch die Krise gekommen.

Der Handel an der Wiener Börse ist zwar im internationalen Vergleich überschaubar. Doch notieren hier Konzerne, die es durchaus mit Konkurrenten aus anderen Ländern aufnehmen und diese sogar zum Teil übertrumpfen können. Die Stars unter den heimischen börsenotierten Unternehmen sind der Mautspezialist Kapsch TrafficCom, der Anlagenbauer Andritz und der Faserhersteller Lenzing (siehe Artikelende). Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Beraters Contrast-Management-Consulting.

Die Erhebung wurde bereits zum 14. Mal durchgeführt. Das Ranking basiert unter anderem auf Kursentwicklung und Divendenrendite, Umsatz und Anlagevermögen. "Die Gewinner zeichnen sich als spezialisierte hoch-innovative Unternehmen aus, die Premiumprodukte anbieten und dadurch in ihrem Segment Marktführer sind", erklärt Studienautor Werner Hoffmann. "Nischenpositionierung und Technologieführerschaft scheinen in turbulenten Zeiten die erfolgsversprechende Strategie zu sein."

Verdoppelt

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Der Gewinner Kapsch etwa konnte in den vergangenen drei Jahren sowohl Umsatz, Aktienkurs als auch Anlagevermögen verdoppeln. Dies sicherte dem Konzern erneut die Nummer-eins-Position. Vor zwei Jahren lag Kapsch noch auf Rang 21. Der Konzern habe noch ein großes Wachstumspotenzial, so Hoffmann. Die Nummer zwei, Andritz, habe den Spitzenplatz aber nur um einen halben Punkt verpasst.

"Es ist deutlich erkennbar, dass die erfolgreichsten Unternehmen die Krise tatsächlich auch als Chance genutzt haben", sagt Hoffmann. "Sie waren gezwungen, ihr Profil noch stärker zu schärfen und hatten den Mut zu langfristigen Investitionen. Sie gingen so gestärkt aus der Krise."

Dies gilt laut Studie neben den drei Top-Konzernen auch für Miba, Semperit, Rosenbauer und Schoeller-Bleckmann. Daneben gebe es aber in Österreich noch eine Reihe von nicht börse­notierten Unternehmen, die in ihren Bereichen Technologieführer seien. Sie wären durchaus Kandidaten für einen Börsegang.

Insgesamt nahm Contrast 53 börsenotierte Industrieunternehmen sowie acht Banken und Finanzdienstleister unter die Lupe. Bei Letzteren setzte sich die Vienna Insurance Group (Wiener Städtische) vor der Raiffeisen Bank International und der Oberbank durch. Laut Hoffmann leidet die Finanzbranche unter "übertriebenen Regulierungen". Chancen für die nächsten zehn Jahre sieht er nach wie vor in der Expansion in Zentral- und Osteuropa. "Die kritische Stimmung gegenüber dieser Region zu verstärken wäre das Dümmste."

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Kapsch kassiert weltweit Maut

Globale Spitze – Das auf die Errichtung und den Betrieb von Mautsystemen spezialisierte Unternehmen hält – elektronisch – weltweit die Hand auf. Kapsch TrafficCom kassiert in 41 Ländern auf allen fünf Kontinenten Maut, darunter auch die Lkw-Maut in Österreich. Bei Systemen, die die Fahrzeuge über mehrere Spuren erfassen (Multi-Lane-Free-Flow) ist Kapsch Weltmarktführer. Im Geschäftsjahr 2011/’12 (31. März) schnellte der Umsatz von 389 auf 550 Millionen Euro in die Höhe, der Gewinn gab aber nach. Durch Zukäufe stieg der Mitarbeiterstand um rund 600 auf 2700. Die gesamte Kapsch-Gruppe setzte 984 Millionen Euro um.

Andritz auf Expansionskurs

Wachstumsschub – Der Grazer Kraftwerks- und Anlagenbauer fährt seit Jahren auf Expansionskurs. Nach der Übernahme der AE&E-Gruppe aus dem Pleite gegangenen A-TEC-Konzern übernimmt Andritz jetzt die Mehrheit am deutschen Metallpressenhersteller Schuler. Damit dürfte der Umsatz heuer von 4,6 auf knapp 6 Milliarden Euro steigen. Weltweit beschäftigt Andritz dann mehr als 20.000 Mitarbeiter. Die größte Sparte sind Zellstoff/Papierfabriken und Wasserkraftwerke. Letztere Sparte trägt dem Konzern zunehmend herbe Kritik ein: Andritz baut an den heftig kritisierten Kraftwerken Ilisu (Türkei) und Belo Monte (Brasilien) mit.

Lenzing mit Rekordergebnis

Weltmarktführer – Der Faserhersteller mit Hauptsitz in Lenzing (OÖ) und Produktionen unter anderem in den USA, Indonesien und China ist Weltmarktführer bei industriell hergestellten Cellulosefasern. Die Fasern werden in der Textilindustrie, aber auch im Hygiene-Bereich (Tampons, Feuchttücher) und in der Medizin eingesetzt. 2011 übersprang das Unternehmen – das mit rund 6600 Mitarbeitern weltweit produziert – erstmals die Umsatzschwelle von zwei Milliarden Euro. Neben Standard-Viscosefasern punktet der Konzern vor allem mit den Spezialfasern Modal und Tencel. Die Kapazitäten dieser Sparten werden derzeit ausgebaut.

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