Von der Wiener Sammelbox nach Tansania: Weiter Weg der Altkleider
Etwa 2000 Sammelboxen stehen allein an Wiens Straßenecken. Sie tragen Logos von Caritas, Kolping, Rotes Kreuz oder Humana – die Österreicher werfen dort pro Jahr 80.000 Tonnen gebrauchte Textilien ein. Was genau passiert damit?
Dort gibt es einen florierenden Markt, Käufer zahlen etwa einen Euro für ein T-Shirt. Die Spendenorganisationen haben damit nichts zu tun – außer dass sie zirka 36 Euro pro Tonne erhalten. Humana verwertet die Altkleider selbst, für Caritas und Co. macht das die Firma Öpula in Groß-Enzersdorf.
Teil wird zu Putzlappen
In Österreich sortieren wäre heute zu teuer, sagt Öpula-Chef Kurt Willheim. Das Sortieren und den Weitertransport nach Afrika übernimmt eine italienische Partnerfirma, die einer alteingesessenen Familie nahe Neapel gehört. 50 Prozent werden als Kleidung verkauft. 20 Prozent verarbeitet Öpula zu Putzlappen. Ein Fünftel wird in Pakistan zu Auto-Dämmstoff, 10 Prozent werden entsorgt. Die Preise steigen in der Verwertung beträchtlich; Öpula erhält 500 bis 600 Euro pro Tonne.
Ein faires Geschäft? Es sei eine irrige Annahme, dass man damit reich wird, sagt Willheim zum KURIER. Zu teuer seien die Standgebühren der Boxen, das Sammeln, Sortieren, der Transport und die Entsorgung: „Es ist ein Geschäft wie jedes andere. Sie können nicht 70.000 Tonnen Textilien pro Jahr an Obdachlose verteilen.“ Online gibt es kluge Alternativen: Bei Tauschkreisen und Auktionen wechselt altes Gewand den Besitzer.
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