Von 37auf 1450 Hektar aufgestockt

Anni, Willi und Eva Maria Heickenwalder in einem österreichischen Bierkeller in Melbourne, der vom Sohn eines österreichischen Auswanderers betrieben wird.
Willi und Anni Heickenwalder verließen Kirchdorf /K. und gingen nach Kanada.

Wo ist sie eigentlich zu Hause? "Ich bin überall daheim", antwortet Eva Maria Heickenwalder lächelnd. Seit 2013 leitet die 32-Jährige die australische Niederlassung des Grieskirchner Landmaschinenherstellers Pöttinger nahe Melbourne. Als ihre Eltern 1997 nach Kanada auswanderten, musste sie mit. Sie studierte dort Betriebswirtschaft und machte 2005 in München den internationalen Master. 2007 heuerte sie bei Pöttinger in der Exportabteilung an. 2009 baute sie die Vertriebsniederlassung in Kanada auf, 2010 folgten die USA (Chicago). Nun ist es Australien. Vier Mitarbeiter machen drei Millionen Euro Umsatz, 250 Maschinen, hauptsächlich Mähwerke, wurden über ein Netzwerk von rund 30 Händlern verkauft.

Stück vom Kuchen

"Der Markt in Australien ist groß", erklärt sie, "allein der für Gründlandmaschinen liegt bei 27 Millionen Euro. Von diesem Kuchen wollen wir ein Stück haben." Pöttingers Stärke liege in der Qualität und Effizienz. Die Hauptkonkurrenten seien die anderen europäischen Landmaschinenproduzenten wie Lely, Claas und Krone. Diese seien schon seit den 1970ern am Markt, Pöttinger erst seit 2008. Im vergangenen Jahr wurde der Umsatz immerhin verdoppelt. Hauptkunden sind Milchbauern mit einer Größe von 100 bis 150 Hektar. "Sie werden immer größer und weniger." An Australien schätzt sie das schöne Wetter. "Meine persönliche Herausforderung ist, dass die Großeltern in Kirchdorf und die Eltern in Kanada weit weg sind." Sie sei zwei Mal jährlich in Österreich und ein Mal in Kanada.

Als die Delegation der oberösterreichischen Wirtschaftskammer unter der Führung von Präsident Rudolf Trauner und Direktor Walter Bremberger die Pöttinger-Niederlassung vergangene Woche besuchte, waren auch Eva Marias Eltern zu Gast. Denn bei ihnen zu Hause in der Provinz Manitoba (Hauptstadt ist Winnipeg) hatte es minus 25 Grad, in Melbourne plus 30.

Sie seien eigentlich wegen des Baus der Pyhrnautobahn ausgewandert, erzählt Willi Heickenwalder. "Wir haben in Ottsdorf einen 37 Hektar großen Biobetrieb gehabt. Einen Demeter-Betrieb mit Käserei. Wir haben die Bioszene in Wien, Linz, Graz Salzburg beliefert." Er wurde an den Cousin verpachtet, 30 Kilometer südlich von Montreal, dem französischsprachigen Teil von Kanada, hat er einen 450-Hektar-Bio-Getreide-Betrieb aufgebaut, den jetzt der Sohn führt. Er liegt am St. Lorenzstrom. 2007 erwarb er vom bayrischen Industriellen Karl Heinz Wagner, dem Eigentümer von Wacker Chemie in Burghausen, einen 1000 Hektar großen Betrieb bei Winnipeg. Darauf wird ausschließlich Getreide angebaut. Das größte Feld ist 230 Hektar groß. Die beiden Betriebe sind rund 2500 Kilometer voneinander entfernt.

"Vor zehn, 15 Jahren war in Kanada der Beginn der Grünen Revolution. Die Lage in der Landwirtschaft war depressiv. Die Grundpreise waren extrem niedrig. Wir haben damals das Acre (4047 Quadratmeter) um 1000 Dollar gekauft, heute kostet es 20.000 Dollar." Heickenwalder ist von der Entscheidung zur Auswanderung überzeugt. "Vor allem für die drei Kinder war es ideal,denn sie sind mehrsprachig. Eva Maria spricht vier Sprachen, die jüngste Tochter Annemarie (27) ist zehnsprachig. Wir haben die Kinder in Montreal auf die Alexander-Humboldt-Schule geschickt. Annemarie hat alle sechs Monate eine neue Sprache gelernt. Sie leitet in Montreal den Executive-Airport."

Das Leben hat es doch gut mi tihm gemeint? "Als Österreicher ist man sicher ein fleißiger Mensch. Wir haben intensiver gearbeitet als der Durchschnitt. Die Ausbildung hat dazu beigetragen, dass wir in Kanada erfolgreich waren. Der Ausbildungsstand in der Landwirtschaft ist in Kanada ungefähr der von Österreich vor 30 Jahren. Es war kein Bedarf für Qualität da, sondern nur für Quantität."

Unter Beobachtung

Der Beginn sei nicht einfach gewesen, erzählt er. "Zuerst gilt man als Feind, weil man mit dem großen Geld kommt. Weil man eine Prämie bezahlt, damit man die Landwirtschaft bekommt, die man will. Dann ist man drei, vier Jahre unter Beobachtung der Einheimischen, wie man sich verhält.. Dann wird man entweder akzeptiert oder abgelehnt." Die Familie hat alle Schwierigkeiten gemeistert. Die Jahre nach dem Pinatobu-Vulkanausbruch, die in Amerika Sommer ohne Sonne, kalte Temperaturen und Missernten bedeuteten. Dann die Probleme mit dem Syngenta-Maissaatgut, dem die Chinesen die Einfuhr verweigerten. Statt 250 wurden nur 90 Dollar für die Tonne Mais bezahlt. Kommt er in der Pension nach Österreich zurück? "Ich will das System nicht belasten", sagt er und lächelt. "Sich noch einmal gegen die Reglementierungen zu wehren, bedeutet Schattengefechte, die man nicht gewinnen kann." Er will ein freier Bauer, ein freier Unternehmer sein.

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