Vom Flüchtling zum Lehrling

Lehrwerkstätte Penzing, ÖBB, Jugend, Ausbildung
Bei den ÖBB werden fünf Jugendliche aus Afghanistan ausgebildet.

Technik hat Ahmed Musawi schon immer interessiert. „In Afghanistan hab ich Kühlschränke repariert“, erzählt der 21-Jährige, während er in der ÖBB-Lehrwerkstatt in Wien-Penzing nach den richtigen Kabeln sucht. Musawi ist einer von 1870 ÖBB-Lehrlingen und dennoch kein Lehrling wie jeder andere. Für den Technik-Freak geht es nicht nur um eine Berufsausbildung, sondern auch um seine Zukunft in Österreich. Derzeit wird ihm als Flüchtling Asyl gewährt. Wie lange, ist ungewiss.

Musawi kam vor vier Jahren als unbegleiteter Flüchtling nach Wien. Er floh mit seinen Eltern aus Afghanistan und verbrachte zwei Jahre im Iran. Mit seinem Bruder ging es dann weiter in die Türkei und dann über Italien nach Österreich. Die Eltern sind heute noch im Iran, der Bruder arbeitet als Dolmetsch in Italien. Dass er als Flüchtling jetzt eine Lehrstelle als Elektrotechniker gefunden hat, freut Musawi besonders. „Ich werde die Chance nutzen und erlerne einen Beruf, der auch am Arbeitsmarkt gefragt ist“, sagt Musawi, der schon sehr gut Deutsch spricht und hier den Hauptschulabschluss nachgeholt hat. Mit vier weiteren Flüchtlingen absolviert er gerade sein erstes Lehrjahr.

Vom Flüchtling zum Lehrling
Lehrwerkstätte Penzing, ÖBB, Jugend, Ausbildung
Die Lehrlingsausbildner sind mit den jungen Afghanen sehr zufrieden. „Das sprachliche Manko wird mit viel Einsatz kompensiert“, bestätigt Günter Hell, Leiter der Lehrlingsausbildung bei den ÖBB. Die Bundesbahnen sind eine der wenigen integrativen Lehrbetriebe, wo auch Jugendliche aufgenommen werden, die es auf den ersten Arbeitsmarkt besonders schwer haben.

„Es ist für uns auch eine Herausforderung mit Jugendlichen aus anderen Kulturkreisen zu arbeiten“, erzählt Hell. Grundsätzlich werde zwar versucht, keinen Unterschied zu machen, aber mangelnde Deutsch-Kenntnisse oder Konflikte zwischen Ethnien würden eine Integration manchmal erschweren. In größeren Lehrlingsgruppen sei dies aber immer noch leichter möglich als etwa in kleineren Betrieben. Unterstützt werden die Flüchtlinge vom privaten Verein „Lobby 16“, der seit 2010 bereits 75 jungen Flüchtlingen zu einer Lehre verhalf. Weitere Lehrbetriebe werden noch gesucht.

Förderungen

„Wir sind froh, dass Firmen wie die ÖBB diesen Jugendlichen eine Chance gibt“, sagt Winfried Göschl, Vizechef des AMS Wien. Die Ausbildung wird vom AMS gefördert. Insgesamt bilden die ÖBB derzeit 30 „AMS-Lehrlinge“ ihm Rahmen der integrativen Lehrausbildung aus. Ein weiterer, ebenfalls vom AMS geförderter Schwerpunkt ist das Projekt „Mädchen in die Technik“. Von 345 weiblichen ÖBB-Lehrlingen machen 172 eine technische Lehre. Die AHS-Maturantin Sabrina Pramberger (20) ist eine von zwei angehenden Gleisbautechnikerinnen und freut sich schon jetzt auf ihren Job: „Ich werde viel in Österreich herumfahren und brauch bei diesem Beruf nie mehr ins Fitnesscenter gehen.“

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