Wifo und IHS, die am Freitag ihre neuen Prognosen präsentieren werden, sehen trotz der Corona-Krise einen „leichten Silberstreif am Horizont“ – bei Konjunktur und Beschäftigung.
Dennoch wird es zumindest bis 2022 dauern bis die heimische Wirtschaftsleistung wieder das Vorkrisenniveau von 400 Milliarden Euro (2019) erreicht haben wird. Das sagt Industrie-Chefvolkswirt Christian Helmenstein zum KURIER.
Anders als bei früheren Krisen (Platzen der New Economy Blase, Finanzkrise nach Lehman-Pleite etc. ...) wirkt sich jetzt der „Lohn der Sparsamen“ positiv aus, sagt Helmenstein. Gemeint ist: Länder wie Österreich und Deutschland können sich nach Jahren der Budgetdisziplin mit milliardenschweren Konjunkturprogrammen gegen die Flaute stemmen.
Das hat beispielsweise mit der geförderten Kurzarbeit einen noch drastischeren Anstieg der Arbeitslosigkeit verhindert.
Das Wifo (Institut für Wirtschaftsforschung) hat für das Finanzministerium schon Ende August die Daten aktualisiert und geht nun für 2020 von einem etwas geringeren Wirtschaftseinbruch aus als noch im Juni. Statt minus sieben Prozent, werden aktuell minus 6,8 Prozent für dieses Jahr erwartet. Insider sagen, dass sich auch die neue Prognose vom Freitag an diesem Wert orientieren wird.
Basis für neues Budget
Spannender wird die Prognose für 2021. Sie ist die Basis für das nächste Budget, das Finanzminister Gernot Blümel am kommenden Mittwoch präsentieren wird. Alles dreht sich hier um die Frage, wie kräftig die allgemein erwartete Erholung im kommenden Jahr ausfallen wird.
Das Wifo erwartet für die Periode 2021 bis 2024 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 2,5 Prozent. Wie hoch es ganz konkret im kommenden Jahr ausfallen wird, erfährt man erst am Freitag. Helmenstein erwartet jedenfalls ein Wirtschaftswachstum in 2021 von vier bis fünf Prozent.
Zu dieser Erholung tragen trotz der anhaltenden Unsicherheit durch die Corona-Krise mehrere Faktoren bei. Die internationalen Lieferketten funktionieren großteils wieder. Für den sehnlichst erhofften Corona-Impfstoff gibt es mittlerweile mehrere aussichtsreiche Kandidaten. Die staatlichen Hilfsprogramme stützen die Erholung. Und auch bei Österreichs wichtigsten Handelspartnern – allen voran Deutschland – hat sich die Stimmung verbessert. Trotzdem klammern sich die Optimisten vielfach an Strohhalme, sagt Helmenstein.
Denn: Neue Reisewarnungen aus Deutschland würden den heimischen Wintertourismus ins Mark treffen. Es könnte außerdem zu neuen regionalen Lockdowns kommen. Das momentane Angstsparen in der Bevölkerung, sprich die Zurückhaltung bei größeren Anschaffungen, könnte auch noch länger andauern.
6 Prozent Defizit 2021
Ob Pessimisten oder Optimisten recht behalten, werden die kommenden Monate zeigen. Fest steht, dass die Corona-Krise nicht schlagartig vorbei sein wird. Daher erwartet Blümel auch für 2021 ein hohes Budgetdefizit. Nach rund zehn Prozent heuer, spricht das Ministerium von einer Neuverschuldung 2021 in einer Größenordnung von mehr als sechs Prozent.
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