VW: Wen ein Rückgang der Produktion treffen könnte

Reduziert Volkswagen künftig die Herstellung von Diesel-Autos, wird das laut einer Studie vor allem Werke in CEE-Ländern betreffen.
Eine allfällige Produktions-Drosselung bei VW dürfte laut einer Studie auf CEE-Länder durchschlagen.

Der Abgas-Skandal bei Diesel-Fahrzeugen der deutschen Volkswagen-Gruppe (600.000 Mitarbeiter weltweit) betrifft nicht nur die Produktion am Stammsitz in Wolfsburg. Laut der deutschen Zeitung „Welt am Sonntag“ orten Insider bereits eine „stockende Fertigung in Wolfsburg“. So soll es bei den neuen Modellen der Familien-Kutsche "Touran" Nachbesserungen und erheblichen Probleme beim Anlauf der Produktion geben. "Das Hochlaufen eines Modells ist immer eine Herausforderung“, erklärte ein VW-Sprecher.

Der sogenannte Dieselgate, sprich die Manipulation der Stickoxid-Werte bei Abgastests, könnte auch auf die Werke in Ost- und Südosteuropa durchschlagen. Denn: Volkswagen ist einer der größten Arbeitgeber in den Automotiv-Branchen in Polen, Tschechien, der Slowakei, in Ungarn, Serbien, Slowenien und in Rumänien. In diesen Ländern macht die Auto-Produktion im Schnitt zwischen drei und sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), sprich der gesamten Wirtschaftsleistung, aus. Das geht einer Studie der Barclays Bank hervor. Allein Volkswagen generierte im Vorjahr 0,5 bis 2,5 Prozent des BIP in der Tschechischen Republik, in der Slowakei, in Ungarn und Polen.

Jedes sechste Auto aus neuen EU-Ländern

„Ein allfälliger Produktionsrückgang aufgrund des Emissionsskandals wird sich negativ auf das Wachstum der Länder in Zentral- und Osteuropas auswirken“, heißt es in der Studie. „Jedes sechste Auto kommt aus Werken der neuen EU-Länder. Die Volkswagen-Gruppe ist der wichtigste Autohersteller in der Tschechischen Republik, in der Slowakei, in Ungarn und in Polen mit einem Marktanteil von 42 Prozent im Vorjahr.“ Nachsatz: „Die Autoproduktion generiert dort einen Handelsüberschuss (von sechs bis elf Prozent am BIP) und beschäftigt sechs bis sieben Prozent aller Werktätigen.“

Die Barclays Bank nimmt als Worst-Case einen Produktionsreduktion bei Volkswagen von 20 Prozent an. In diesem Fall würde sich die Wirtschaftsleistung der betroffenen CEE-Länder um 01 bis 0,6 Prozentpunkte verschlechtern, so die Experten.

Tschechische Republik

In Tschechien macht die Kraftfahrzeug-Herstellung rund 4,9 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Das entspricht einer Brutto-Wertschöpfung in Höhe von 7,62 Milliarden Euro. Hier hat Volkswagen mit ihrer Marke Skoda einen Marktanteil von 59 Prozent an der gesamten Autoproduktion, gefolgt von Hyundai (25 Prozent) und Toyota-PSA (Peugeot-Citroen) mit 16 Prozent. In diesem nördlichen Nachbarland Österreichs sind 4,6 Prozent aller Beschäftigten in der Autoherstellung und weitere 2,9 Prozent im Autohandel und Kfz-Werkstätten tätig.

Slowakei

In der Slowakei trägt die Auto-Produktion rund 3,3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Die Brutto-Wertschöpfung durch die Kfz-Industrie betrug im Vorjahr 2,45 Milliarden Euro. 4,2 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in der Autoindustrie. Weitere 2,3 Prozent sind im Autohandel und in Werkstätten beschäftigt. Volkswagen hat einen Marktanteil von 38 Prozent bei der Autoherstellung, gefolgt von Hyundai mit 32 Prozent und Peugeot-Citroen (PSA) mit 30 Prozent.

Ungarn

In Ungarn macht die Kfz-Herstellung 3,9 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus, die Brutto-Wertschöpfung daraus wird mit 4,04 Milliarden Euro beziffert. 3,3 Prozent aller Beschäftigten in Ungarn arbeiten in der Kfz-Industrie. In Ungarn ist Daimler mit 35 Prozent Marktanteil an der Spitze, vor Suzuki mit 34 Prozent und VW mit 31 Prozent.

Polen

In Polen hat Fiat-Chrysler die Nase weit vorne. Der Anteil an der gesamten polnischen Autoproduktion beträgt 55 Prozent, gefolgt von VW (31 Prozent) und General Motors (14 Prozent). Die Auto-Branche trägt 1,6 Prozent zum polnischen BIP bei und 1,5 Prozent der polnischen Beschäftigten arbeiten in der Autoproduktion. Die Brutto-Wertschöpfung wurde im Vorjahr mit 6,28 Milliarden Euro beziffert.

Rumänien und Slowenien

In Rumänien machte die Kfz-Produktion im Vorjahr 1,7 Prozent des BIP aus. Die Brutto-Wertschöpfung betrug (2014) 2,83 Milliarden Euro. In den Autowerken Rumäniens werden 2,2 Prozent aller Wertätigen beschäftigt.

Und in Slowenien macht die Kfz-Produktion zwei Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus; die Brutto-Wertschöpfung wird mit 624 Millionen Euro angegeben. 1,5 Prozent aller slowenischen Arbeiter werken an Fließbändern in der Auto-Branche.

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