Volkswagen weiterhin im Bann des Dieselskandals

Elektroautos sollen Diesel langsam ablösen.
840 Gerichtsverfahren sind in Österreich. Trotzdem bleiben die Absatzzahlen des Konzerns hoch.

Ein neues Urteil des EU-Gerichts gibt Fahrverboten für Pkw zusätzliche Nahrung. Das Gericht erklärte am Donnerstag eine Verordnung der Kommission zu höheren Abgaswerten im realen Fahrbetrieb für teilweise nichtig. Auch allerneueste Dieselautos (Euro-6-Norm) wären dann erstmals von Fahrverboten betroffen. „Das ist eine theoretische Diskussion“, versucht Hans Peter Schützinger, Sprecher der Porsche Holding, größter heimischer Autoimporteur und -händler, zu beruhigen. Denn zum einen handle es sich um eine rein deutsche Diskussion, zum anderen habe die EU bis Anfang 2020 Zeit zur Reparatur, bei einem Einspruch sogar noch länger.

Zudem, so Schützinger, sinke bei neuen Modellen aufgrund verbesserter Technik der Ausstoß ohnehin, so dass der von der EU festgelegte (und nun vom Gericht aufgehobene) Grenzwert ohnehin im realen Fahrbetrieb erreicht werde.

Nicht rechtskräftig

Dass das für die Porsche Holding und VW leidige Dieselthema noch lange nicht vom Tisch ist, zeigen auch die anhängigen Gerichtsverfahren. 840 seien es an der Zahl, davon 90 in erster Instanz entschieden, drei Viertel zugunsten der Händler. In zweiter Instanz seien es 35, davon fünf im Sinne der Kläger. Rechtskräftig sei noch keines entschieden, so Schützinger. Die Verfahren werden gegen die Händler geführt, sie werden von der Porsche Holding schadlos gehalten. Hinzu kommen zwei Gruppenklagen gegen den Konzern.

Weniger Zulassungen

Auch wenn in Österreich keine Fahrverbote für Dieselautos drohen, verunsichert die deutsche Debatte die Käufer. Der Dieselanteil an den Pkw-Neuzulassungen beträgt nur noch 41 Prozent (2015: 58 Prozent). Vor allem Wenigfahrer und Käufer von kleinen Pkw greifen nun lieber zu Benzinern.

Trotz des Skandals blieb der Anteil aller VW-Konzernmarken mit 33,8 Prozent an den gesamten heimischen Pkw-Neuzulassungen von rund 345.000 stabil. „Es wird das drittbeste Autojahr in Österreich“, so Schützinger.

Elektroautos

Große Hoffnung setzt er in Elektroautos. 2025 sollen sie im Konzern 25 Prozent aller Pkw-Verkäufe ausmachen, für Österreich rechnet er mit mindestens 15 Prozent. Die Nachfrage sei jetzt schon da, Reichweite und Auswahl würden steigen, die Preise sinken. Vom neuen Audi e-tron (ab Februar) bekomme Österreich nur 600 Stück. „Wir könnten ein Vielfaches verkaufen.“ Im E-Bereich hält VW 30 Prozent Marktanteil, Tesla nur sieben Prozent. Führend ist Renault.

Volkswagen weiterhin im Bann des Dieselskandals

Hans Peter Schützinger

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