Volkswagen und das Projekt 2018

Die Wolfsburger haben 2012 weltweit so viele Autos verkauft wie nie zuvor, in Mexiko wird das 100. Werk eröffnet. In fünf Jahren will der Konzern Toyota überholen.

Der Volkswagen-Konzern hat im vergangenen Jahr weltweit so viele Autos verkauft wie nie zuvor. 2012 ist der Absatz auf 9,07 Millionen Fahrzeuge gestiegen, teilte Konzernchef Martin Winterkorn im Vorfeld der Internationalen Automobilmesse in Detroit mit. Dies seien 11,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

Wachstum findet außerhalb Europas statt

Das Plus der Gruppe mit insgesamt zwölf Marken ging insbesondere auf Zuwächse in den USA, China und Lateinamerika zurück.

Volkswagen und das Projekt 2018

So habe der Konzern auf dem US-Markt einen Anstieg um 35 Prozent verzeichnet, sagte Winterkorn. In Europa insgesamt blieben die Verkäufe demnach stabil, auch wenn sie in Westeuropa außerhalb Deutschlands zurückgegangen seien.

Das große Ziel

VW will jedenfalls lieber früher als später Nummer eins auf dem weltweiten Automarkt werden. Im vergangenen Jahr dürfte VW die Autokrone noch verpasst haben. Nach einer spektakulären Aufholjagd in der Folge der Tsunami-Katastrophe in Japan hatte der Konkurrent Toyota im vergangenen Jahr nach vorläufigen Angaben wieder 9,7 Millionen Fahrzeuge verkauft, womit er vor VW und dem US-Konzern General Motors klar Weltmarktführer sein dürfte.

Bis spätestens zum Jahr 2018 wollen die Wolfsburger aber alle ihre Rivalen überholt haben. Autoexperten rechnen sogar damit, dass dies schon ein paar Jahre vorher gelingen wird.

Detroit

Die Autobranche gibt sich ab Montag auf der North American International Auto Show ihr erstes großes Stelldichein in diesem Jahr. Die Messe läuft bis zum 27. Jänner.

An diesem Dienstag eröffnet Konzernchef Martin Winterkorn das 100. Werk weltweit. Es steht in Silao in Zentralmexiko. 700 Mitarbeiter werden hier jährlich 330.000 TSI-Motoren produzieren. Rund 309 Mio. Euro hat sich Volkswagen die moderne Fabrik kosten lassen.

Vorteil Nafta

Das Geld scheint gut angelegt: Von Silao aus gehen die Motoren sowohl ins mexikanische Puebla, wo bis vor zehn Jahren auch der Käfer vom Band lief, als auch in das 2011 eröffnete Passat-Werk im US-amerikanischen Chattanooga. Dank der Freihandelszone Nafta können die fertigen Wagen dann problemlos bis nach Kanada verkauft werden.

Vor VW liegt somit ein Markt mit 460 Millionen Menschen. Im Kampf um die weltweite Autokrone spielt die Region für den Konzern eine Schlüsselrolle. Denn der Markt boomt. Alleine in den USA legten die Verkäufe im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf 14,5 Millionen zu. Doch die Konkurrenz ist hart: Der deutsche Autobauer muss sich hier sowohl den "Big Three" General Motors (GM), Ford und Chrysler stellen, als auch den starken Asiaten mit Toyota an der Spitze.

Frischer Wind durch Jetta und Passat

Die VW-Verkäufe dümpelten in den USA allerdings lange Zeit vor sich hin. Erst mit dem neuen Jetta (aus Puebla) und dem neuen US-Passat (aus Chattanooga) wendete sich das Blatt. Die Premiumschwester Audi erreichte zuletzt sogar Rekordverkäufe. Der Gesamtkonzern legte in den USA im vergangenen Jahr um stattliche 31 Prozent zu auf 580.000 verkaufte Wagen. Damit hat er einen Marktanteil von rund 4 Prozent. Da ist noch Luft nach oben.

Aus dem mexikanischen Straßenbild sind VW-Autos dagegen seit den Käfer-Zeiten kaum wegzudenken. Der konzernweite Marktanteil liegt bei rund 17 Prozent.

"Luft nach oben"

Die Tochtergesellschaft Volkswagen de México wurde schon 1964 gegründet, derzeit arbeiten hier knapp 14.000 Menschen. "Mexiko ist kein schlechtes Land, da gibt es für Autobauer noch deutlich Luft nach oben", sagt Branchenexperte Stefan Bratzel. Einzig die hohe Kriminalität und politisch oft instabile Lage seien ernsthafte Risiken, während die Qualifikation der Mitarbeiter teils schon an das Niveau in den US-Südstaaten heranreiche.

Auch der Export in andere Teile der Welt wird erleichtert, weil Mexiko mehr Handelsabkommen unterhält als die USA. Unter anderem aus diesem Grund hat sich Audi entschieden, sein erstes Amerika-Werk in Mexiko zu errichten. Ab 2016 sollen dort sportliche Geländewagen vom Band rollen.

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