Weltmarktführer mal vier
Stahl ist nach wie vor die Basis der voestalpine. Der von Linz aus gesteuerte Konzern produziert zwar nach wie vor rund sechs Millionen Tonnen Rohstahl pro Jahr, allerdings macht das reine Stahlgeschäft mit 31 Prozent nur noch ein knappes Drittel des Umsatzes von derzeit fast zwölf Milliarden Euro aus, wird voestalpine-Chef Wolfgang Eder nicht müde zu betonen. Die im Jahr 2005 vollständig privatisierte Gruppe versteht sich daher eher als Verarbeitungs- und Technologiekonzern, denn als simpler Stahlhersteller.
Technologie
In Richtung Verarbeitung und Technologie soll es auch weiter gehen: Bis 2020 will der Konzern den Umsatz auf 20 Milliarden Euro steigern, der Stahlanteil soll aber auf maximal ein Viertel sinken. Derzeit setzt die Stahldivision – mit der die voestalpine ein weltweit führender Anbieter von Grobblech vor allem für den Pipelinebau ist – knapp vier Milliarden Euro jährlich um. Baustahl, der stark Konjunkturschwankungen unterliegt, soll von derzeit neun Prozent Anteil am Umsatz weiter zurückgehen.
Mobilität
Böhler-Uddeholm beschert der voestalpine ebenfalls eine Position an der Spitze des Weltmarktes. Der 2007/’08 gekaufte österreichische Edelstahlkonzern ist globaler Marktführer bei Werkzeugstahl und hat eine weltweit führende Position bei Schnellarbeitsstahl und Spezialschmiedeteilen. Dazu zählen unter anderem Schaufeln für Generatoren bzw. Komponenten für Flugzeug-Triebwerke und Hubschrauber-Rotoren.
Ausbau im Ausland
Neben der Globalisierung, die die Zulieferer zwingt, den Kunden in ihre Produktionsländer zu folgen, beschleunigt nach Ansicht Eders die EU-Energiepolitik das Abwandern zukünftiger Investitionen aus Österreich und auch aus Europa. Wegen der extrem niedrigen Gaspreise durch die Förderung von Schiefergas etwa baut die voestalpine ihre erste Eisenschwamm-Fabrik um 550 Millionen Euro im US-Bundesstaat Texas.
Ziel: Eine Milliarde Euro mehr pro Jahr
20 Milliarden: Der Stahl- und Technologieriese setzt derzeit rund 11,5 Milliarden Euro um. Bis 2020 soll der Umsatz – Firmenkäufe eingeschlossen – auf 20 Milliarden Euro steigen. Der Konzern beschäftigt derzeit 46.300 Mitarbeiter weltweit.
Wachstum in Asien: Asien ist – neben Nordamerika – der Schwerpunkt für Investitionen. Bis 2020 soll sich der Asien-Umsatz verdreifachen, dafür sollen bis zu 30 neue Standorte – etwa im Weichenbereich– aufgebaut werden.
Die Geschichte der voestalpine beginnt als Standort Linz der Reichswerke AG „Hermann Göring“ . 1941 geht das Werk, in dem auch Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge eingesetzt werden, in Betrieb.
LD-Verfahren
Anfang der 1970er-Jahre werden die Linzer VÖST und die Alpine in Donawitz zur VÖEST-Alpine AG fusioniert. In der nachfolgenden Wirtschaftskrise kommt der Konzern wie viele europäische Stahlhersteller massiv unter Druck, braucht Milliarden-Zuschüsse (damals in Schilling) vom Staat und baut massiv Personal ab. Dennoch ist die voestalpine 1985 praktisch pleite.
Nach der Fast-Pleite wird der Konzern neu ausgerichtet, 1995 wird ein Drittel über die Börse verkauft. 2005 erfolgt die Vollprivatisierung, 2007/’08 übernimmt die voestalpine den ebenfalls voll privatisierten Edelstahlkonzern Böhler-Uddeholm.
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