Voest droht mit Abwanderung in die USA

Wolfgang Eder: "Im Moment sehen wir nur Nordamerika als langfristig kalkulierbaren Standort"
Konzernchef Eder will nicht zwingend in neue Hochöfen am Stammsitz in Linz investieren.

Wiederholt hat sich Wolfgang Eder, Chef des oberösterreichischen Stahlkonzerns voestalpine, kritisch über die europäische und die österreichische Standortpolitik geäußert. Doch so konkret wie in einem nun erschienenen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung waren seine Aussagen noch nie. Mitte nächsten Jahrzehnts würden mehrere Hochöfen in Linz das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Mit Blick auf dieses Datum müsse sich die voestalpine „die grundsätzliche Frage stellen, was langfristig der richtige Standort ist“.

Die Erwägung, den Konzernsitz ins Ausland zu verlegen, haben zuletzt wie berichtet auch Erste Group und Raiffeisenlandesbank Oberösterreich getroffen.

Laut voestalpine-Sprecher Peter Felsbach müssen 2018/19 die Hochöfen in Linz komplett renoviert werden. „Dies ist aber zum letzten Mal möglich. Daher muss spätestens dann die Entscheidung darüber fallen, ob in neue Hochöfen investiert wird.“ Wie viele Arbeitsplätze es kosten würde, wenn es keine Hochöfen mehr gebe, wollte Felsbach nicht sagen.

Gründe für die mögliche Abwanderung seien die hohe Steuerlast in Österreich sowie die mangelnden Reformen im Land. Auf EU-Ebene stößt er sich an den strengen und teuren Auflagen beim CO2-Ausstoß. Die CO2-Zertifikate kosten Felsbach zufolge dem Konzern ab dem Jahr 2020 jährlich 230 Millionen Euro. „Das ist so viel, wie wir in Linz verdienen“, sagt Felsbach. Forschung und Entwicklung seien dann nicht mehr drin.

Texas

Voest droht mit Abwanderung in die USA
Austrian steel group Voestalpine Chief Executive Wolfgang Eder is seen on the screen of a video camera as he answers journalists' questions during a news conference in Vienna November 6, 2013. Steelmaker Voestalpine said it was counting on an economic upturn to help it reach its full-year profit goals and offset an unexpectedly weak second quarter marked by subdued demand.The Austrian company missed analysts' forecasts for operating and core earnings in the quarter to end-September but said it expected a improvement in the second half thanks to growing momentum in Europe, China and North America. REUTERS/Leonhard Foeger (AUSTRIA - Tags: BUSINESS INDUSTRIAL)
Eder hat als potenziell neuen Standort die USA im Visier. Im Bundesstaat Georgia wird er kommende Woche ein neues Zulieferwerk für die Autoindustrie eröffnen (mehr dazu hier). Zudem erfolgt der Spatenstich für eine Direktreduktionsanlage in Texas, die Vormaterial für die Stahlerzeugung produzieren soll. Das Werk in Texas ist mit 550 Mio. Euro die größte Auslandsinvestition in der Geschichte des Konzerns. Genutzt werden erst 25 Prozent der Fläche. Somit ist noch viel Platz für Erweiterungen vorhanden.

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