Vivatis und Ecofly entwickeln Fischfutter aus Insekten

Getrocknete Larven eines Getreideschimmelkäfers
Nachhaltige Alternative zu Fischmehl aus heimischer Erzeugung, Standort für neue Anlage gesucht.

Das oberösterreichische Start-up Ecofly stellt Proteine aus Insektenlarven her und will damit den heimischen Fischfuttermarkt revolutionieren. Dabei hilft nun die Linzer Lebensmittelgruppe Vivatis mit einer 45-Prozent-Beteiligung. In den kommenden zwei Jahren sollen fünf Millionen Euro unter anderem in eine Mast- und Zuchtanlage investiert werden. Statt Fischmehl aus kleinen Wildfischen sollen europäische Aquakulturen mit Insektenmehl aus heimischer Produktion arbeiten.

"Das Ziel ist, ein innovatives Futtermittel für eine artgerechte, ökologische und nachhaltige Tierhaltung anzubieten", sagte Vivatis-Vorstandsvorsitzender Gerald Hackl in einem Pressegespräch am Dienstag in Linz. Die Ecofly-Gründer Simon Weinberger und Michael Forster begannen 2016 mit einer Larvenzucht am elterlichen Biohof von Forster. Sie verwenden die Schwarze Soldatenfliege, die einen hohen Proteingehalt hat und deren Larven in sieben bis zehn Tagen ausgewachsen sind. "Sie verwertet pflanzliche Rohstoffe gut, ist ein Nützling und ernährt sich von abgestorbenem Pflanzenmaterial", erklärte der Elektrotechniker und Bio-Bauer Forster.

Das Protein wird aus den Larven erzeugt, die mittels Hitzeschock getötet und zur Weiterverarbeitung in die Vivatis-Tochter TKV Oberösterreich in Regau gebracht werden. Dort wird die Produktion bereits in kleinem Maßstab erprobt, langfristig soll es eine eigene Insektenlinie geben. "Die Kooperation mit Ecofly ist eine Standortsicherung und Entwicklungshilfe für die TKV", sagte Geschäftsführer Friedrich Hausberger. Ecofly wiederum profitiert vom Know-how in Regau und den Kontakten der Vivatis zur Haustierfutter-Branche.

Das Insektenmehl aus den Larven besteht aus 62 Prozent Rohprotein und 8 Prozent Rohfett. Schon heute wird es in einer Nische, als Futtermittel für Hunde, die auf andere Proteine allergisch reagieren, eingesetzt. "Unsere Idee war, einen bizarren Kreislauf durch einen alternativen Kreislauf zu durchbrechen", erklärte der Chemiker und Fischzüchter Weinberger. Denn die Gewinnung des Fischmehls aus kleinen Wildfischen trage zur Überfischung der Meere bei, die insektenbasierte Fischnahrung stoße in der Herstellung nur wenig Nitrate und CO2 aus.

Derzeit wird noch in zwei Hallen in Antiesenhofen produziert, rund 1.000 bis 1.500 Kilo pro Woche. Die Prozessoptimierung stehe hier und auch in der Verarbeitung noch im Vordergrund, Automatisierung ist ein großes Thema. Innerhalb des kommenden Jahres soll ein neuer Zucht- und Mast-Standort in Oberösterreich entstehen. Als Ziel nannte Weinberger, in den kommenden zwei Jahren jährlich bis zu 4.000 Tonnen Insektenmehl herzustellen. In den nächsten zwei bis vier Jahren soll das Produkt auf den Markt kommen, gab Hackl vor, es bestehe schon jetzt eine Zusammenarbeit mit Abnehmern. An dem Thema werde schon länger geforscht, ein Produkt sei aber noch nicht in der Aquakultur angekommen, sagte Weinberger.

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