Hundefutter aus dem Netz
KURIER: In Deutschland drehen Diskonter die Preisspirale im Lebensmittelhandel nach unten. In Österreich hält sich die Entwicklung in Grenzen, oder?
Frank Hensel: Der Wettbewerb wird nicht weniger, eher mehr. Es gibt heuer eine Vielzahl von Jubiläumsrabatten (Anm: 60 Jahre Spar, 15 Jahre Lidl, 20 Jahre Ja!Natürlich), zudem fahren Diskonter Rabattaktionen. Als Konsument müssen Sie sich in diesem Umfeld wirklich wohlfühlen.
Laut den Inflationszahlen nicht. Lebensmittel wurden von der Statistik Austria einmal mehr als Preistreiber ausgemacht.
Weil die Aktionen in der Inflationsberechnung nicht berücksichtigt werden, die Branche aber fast 30 Prozent des Umsatzes mit Aktionsware macht.
Laut Statistik Austria werden Aktionen in der Inflationsberechnung aber berücksichtigt.
Sie können gar nicht berücksichtigt werden, weil es sich um eine Stichtagsbetrachtung handelt.
Die Statistik Austria hätte zur Lösung gerne die Scannerdaten von den Händlern ...
Es gab im Vorjahr diesbezüglich ein Pilotprojekt, bei dem die Nummer 2 am Markt (Anm: Spar) aber gar nicht mitgemacht hat.
Aktionen beschäftigen auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Sie wirft der Branche Preisabsprachen vor. Zuletzt hat sie einen Leitfaden ausgegeben, an den sich Händler und Lieferanten halten sollen. Was halten Sie davon?
Wir haben unsere eigenen Richtlinien im Konzern und müssen nicht auf einen Leitfaden von der BWB warten. Deshalb will ich diesen Leitfaden auch nicht weiter kommentieren.
Was halten Sie den Diskontern, die wieder gewinnen, entgegen?
Es gibt nicht mehr eine Stellschraube, man muss an mehreren drehen. Die Zeiten, in denen man sich ab und zu zurücklehnen konnte, sind definitiv vorbei. Wir werden weiter den Service- und Online-Vertrieb ausbauen.
Amazon soll in Deutschland mit dem Online-Handel von Lebensmitteln starten, Alain Caparros (Anm: CEO des Kölner Rewe-Konzerns) sagte kürzlich, dass er glaubt, der Tagesbedarf werde bald online eingekauft. Sehen Sie das auch so?
In Deutschland hat Rewe Zoo Royal, einen Internethändler für Heimtierbedarf, übernommen – eine der am stärksten wachsenden Kategorien im deutschen Onlinehandel. Auch bei Rewe in Österreich?
Grundsätzlich ja, es besteht die Möglichkeit, dass wir mit Zoo Royal auch in Österreich starten. Wir beobachten nicht, dass nur speziell schwere oder sperrige Dinge – wie Getränke, Hundefutter oder Windeln – online gekauft werden. Das Argument für den Online-Kauf ist Convenience, also Zeitersparnis beim Einkauf.
Diese scheint dann aber bescheiden. Das Online-Geschäft ist noch sehr vernachlässigbar, oder?
Es ist ein Randgeschäft, aber stark wachsend. Allein zwischen 2011 und 2012 stieg der Billa-Umsatz in diesem Bereich um 50 Prozent. Pro Bestellung wird deutlich mehr ausgegeben als in der Filiale.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen im laufendem Jahr?
Die scharfe Konkurrenz und die steigende Arbeitslosigkeit, die auf die Konsumlust drückt. Uns trifft das zwar weniger als langlebige Konsumgüter, aber die Verunsicherung in der Bevölkerung ist immer stärker zu spüren.
Rewe hat in der Ukraine 33 und in Russland 92 Filialen. Wie trifft Sie die Krim-Krise?
Das Geschäft läuft normal, mit den Währungsschwankungen müssen wir leben. Wir kaufen und verkaufen in der Landeswährung. Wenn überhaupt haben wir bilanzielle Auswirkungen. Wirtschaftssanktionen halte ich für überzogen. Das würde nur zu einer steigenden Eskalation führen.
In Österreich ist die Rewe International mit den Vertriebsschienen Billa, Merkur, Adeg, Penny und Bipa vertreten und beschäftigt knapp 40.500 Mitarbeiter. Mit einem Marktanteil von 35,4 Prozent ist der Konzern der größte Lebensmittelhändler im Land. Der Österreich-Umsatz der Gruppe betrug im vergangenen Geschäftsjahr brutto 7,98 Milliarden Euro – ein Plus von 3,20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Den größten Umsatzzuwachs verbuchten die Billa-Märkte mit einem Plus von 4,22 Prozent.
Die Rewe International mit Sitz in Wiener Neudorf ist Teil der Kölner Rewe-Gruppe. Unterm Strich legte der Gruppenumsatz 2013 um 2,9 Prozent auf 50,6 Milliarden Euro zu. Das Konzernergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen erhöhte sich von 1,21 auf 1,26 Milliarden Euro.
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