Zwar seien die Kosten bei Vivatis heuer gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent geringer, im Vergleich zu 2019 gebe es aber weiterhin ein Plus von 41 Prozent. Vor allem Energie trage mit einem Plus von 170 Prozent dazu bei. Weiterhin im Steigen seien Logistik- bzw. Transportkosten. Insgesamt würden die Mehrkosten alleine heuer 170 Millionen Euro betragen, die weitergegeben werden müssten. Ein Viertel der notwendigen Preisanhebungen stehe noch aus, so Hackl. Nichtsdestotrotz würden 20 Millionen Euro am Unternehmen hängen bleiben.
„Mit manchen Marken sind wir an der Nulllinie. Wir verdienen keine goldene Nase. Wir haben in den letzten 3 Jahren massiv Federn lassen müssen.“ In den Coronajahren habe man keine großartige Unterstützung erhalten, auch wenn man während der Lockdowns gemeinsam mit dem Lebensmittelhandel die Versorgung der Bevölkerung gestemmt habe.
Keine Gießkanne
Unverständnis zeigt Hackl, dass vor allem die Lebensmittelpreise in der Kritik stünden – im Gegensatz zu den Steigerungen bei Fahrzeugen oder Reisen. „Da redet keiner drüber.“ Und auf Lebensmittel würden in Österreich nur 10 Prozent der Ausgaben entfallen. „Lebensmittel sind leistbar“, sagt Hackl.
Jene 200.000 bis 300.000 Menschen, die arm seien, bräuchten aber entsprechende Unterstützung. „Wir müssen zielgerichtet und nicht mit der Gießkanne agieren. Ich selbst etwa brauche keinen Klimabonus oder ein Aussetzen der Mehrwertsteuer.“ Sein Unternehmen habe im Vorjahr eine Million Euro an Mitarbeiterprämien, vor allem an Bedürftige, ausgezahlt, sowie sich an diversen Hilfsaktionen beteiligt.
Vergleiche mit Deutschland, wo die Preise teils deutlich tiefer liegen, lehnt Hackl ab. In Deutschland sei die Kostenstruktur eine völlig andere. Und in Österreich betrage der Aktionsanteil 40 Prozent, im Nachbarland nur zehn. Und der Wettbewerb im Lebensmittelhandel sei hierzulande „enorm“. Die Händler würden selbst nur zwischen 0 und 2 Prozent Marge haben. Entsprechend hart seien die Verhandlungen mit Produzenten. „Der Druck auf Produzenten und Handel ist enorm, um die Preise herunterzukriegen.“
Daher komme es auch zu Auslistungen, wenn man nicht handelseins wird. Dabei bleibe Vivatis trotz des Preisdrucks dem Bekenntnis zur Regionalität und zu Waren aus Österreich treu. "Wir schleppen nicht Kartoffel über 1.000 Kilometer aus Deutschland heran." Bei der Übernahme von Wojnar im Vorjahr habe man im Gegensatz zu anderen Bietern eine unbegrenzte Standortgarantie abgegeben. "Obwohl wir mit Wojnar ganz wenig verdienen."
Dass Packungsinhalte reduziert werden bei gleichbleibendem Preis (Shrinkflation) gibt es laut Hackl vereinzelt auch bei Vivatis, etwa bei Knabber Nossi, wo nun 10 statt 12 Stück in einer Packung enthalten sind. „Wir testen das vorab bei Konsumenten.“ Vorteil sei, dass weniger Ware weggeworfen werde. Jährlich würde rund eine Million Tonnen Lebensmittel in Österreich weggeworfen, aber zugleich über die höheren Preise gejammert werden. „Das ist doppelbödig.“
Hackl hätte nichts dagegen, dass bei Shrinkflation-Produkten zur Erhöhung der Transparenz diese wie in Frankreich in den Supermarkt-Regalen entsprechend gekennzeichnet werden. Apropos Frankreich: Hackl hat eine "gewisse Frustration und Angst" vor französischen Verhältnissen in Österreich was Streiks und Proteste betrifft. "Wir produzieren eine Neidgesellschaft. Ich hoffe nicht, dass wir in ein paar Jahren Klassenkämpfen bekommen."
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