Vienna Insurance Group wird Jahresziel verfehlen
Die Vienna Insurance Group (VIG, Wiener Städtische) hat zwei Sorgenkinder in ihrer Bilanz für die ersten drei Quartale des Jahres zu verdauen - Italien und Rumänien. Infolge der Probleme in den beiden Ländern brach der Vorsteuergewinn im Jahresvergleich von 444 auf 316 Millionen Euro ein. Alleine Italien beschert ein Minus von rund 100 Millionen. Dennoch sieht VIG-Chef Peter Hagen den Konzern „ausgezeichnet unterwegs“. Denn abseits der beiden Länder hätten sich die Geschäfte in Ost- und Zentraleuropa mit einem Plus von 3,3 Prozent „positiv entwickelt“. Im dritten Quartal legte der Vorsteuergewinn im Vergleich zum zweiten Quartal wieder deutlich von 46 auf 110 Millionen Euro zu. Unterm Strich aber rechnet die VIG nach der Gewinnwarnung von Anfang November damit, dass das Jahresziel (geringe Ergebnisschwankung) heuer nicht erreicht wird. An einer Ausschüttungsquote von mindestens 30 Prozent des Gewinns hält der Konzern jedoch fest. „Die Investoren erwarten eine gewisse Kontinuität“, sagt Hagen. Der Aktienkurs der VIG fiel bis 14 Uhr um 1,2 Prozent.
Konsequenzen
In beiden Problemländern hat der Konzern mit der Kfz-Sparte zu kämpfen. Die Tochter Donau Versicherung ist schon seit Jahren in Oberitalien vertreten. Der Vertrieb wurde laut Hagen ausgelagert, der Partner habe ohne Wissen oder Einverständnis der Donau das Geschäft auch auf Süditalien ausgeweitet. Dann sei der Partner mit der Schadensabwicklung überfordert gewesen, zehntausende Fälle seien unbearbeitet liegen geblieben. „Für uns hat alles super ausgeschaut“, sagt Hagen. Als das Problem aufgedeckt wurde, hätten hohe Vorsorgen gebildet werden müssen. Die Folgen der Affäre: Die Donau werde sich aus Süditalien zurückziehen und das Kfz-Geschäft nicht mehr ohne andere Leistungen vermarkten. Schon jetzt sei das Prämienvolumen im dem Land auf rund 180 Mio. Euro (vom Höchststand 260 Mio. Euro) gesunken.
Die personellen Konsequenzen: VIG-Vorstandsstellvertreter Roland Gröll legt, wie berichtet, seine Funktion zurück. „Er bleibt Leiter des Konzernrechnungswesens“, stellt Hagen klar. Er sei bei Markteintritt in Italien nicht im Vorstand gewesen und sei somit erst relativ spät in die Entscheidungen involviert gewesen. „Er zieht nur persönliche Konsequenzen“, sagt Hagen, „das ist eine hochrespektvolle Entscheidung“.
Gehen muss auch Franz Kosyna. Er war von Juli 2009 bis 31. Mai 2012 Vorstandschef der Donau und verantwortlich für die Auslagerung des Vertriebs. Seit 1. Juli 2011 gehörte er dem Vorstand der VIG an und führt dort seit 1. Juni 2012 den Titel Generaldirektor-Stellvertreter. Ob Donau-Chefin Johanna Stefan ebenfalls den Hut nehmen wird müssen, entscheide sich erst nächstes Jahr.
Auch in Rumänien wurde personell aufgeräumt. „Das halbe Management wurde ausgetauscht und eine Task Force eingesetzt sagt Hagen. In dem Land herrsche im Kfz-Bereich ein irrationaler Preiswettbewerb einiger Mitbewerber, die den Gesamtmarkt nachhaltig schwächen würden.
In Österreich blieb das Geschäft stabil, die verrechneten Prämien betrugen von Jänner bis September 3,23 Milliarden Euro (Gesamtkonzern 7,05 Milliarden, minus 5,1 Prozent).
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