Viele neue Chancen für heimische Unternehmen in Frankreich

Station F: Aus alter Bahnstation wird riesiger Start-up-Campus.
Präsident Macron will die Industrie zurückholen und setzt auf Forschung und Entwicklung.

Auf dem Gelände einer alten Bahnstation in Paris baut der französische Telekom-Unternehmer und Milliardär Xavier Niel gerade den größten Start-up-Campus Europas. Nach den letzten Arbeiten (siehe Bild) werden sich ab Sommer dort 3000 Start-ups ansiedeln. "Französisch als Hemmschwelle ist hier keine Ausrede, da läuft alles auf Englisch", wirbt Christian Schierer, der heimische Wirtschaftsdelegierte in Paris, um findige Geister aus Österreich.

Schon viel länger her ist der Start des Technologie- und Wissenschaftsparks "Sophia Antipolis" bei Antibes. 1350 Firmen haben sich dort bereits angesiedelt und 34.400 Arbeitsplätze geschaffen. "Warum ins Silicon Valley fliegen, wenn ich Ähnliches nur eineinhalb Stunden von Wien weg habe?", meint Schierer. Dort vertreten ist unter anderem der Innsbrucker Hörimplantate-Pionier Med-El.

Insgesamt 320 Niederlassungen und 80 Spin-offs österreichischer Firmen und Institutionen gibt es derzeit in Frankreich. Seit Emmanuel Macron die Präsidentschaftswahl gewonnen hat, "ist die Zahl der Anfragen österreichischer Unternehmen stark gestiegen", berichtet Schierer. Er rechnet damit, dass es nach der Regierungsbildung im September so richtig losgehen wird. Eine Firmengründung sei übrigens in nur vier Tagen erledigt.

Lockrufe

Frankreich hat sich etliches vorgenommen, was zum Teil auch österreichische Betriebe anlocken könnte. So soll die Gewinnbesteuerung für Klein- und Mittelbetriebe auf 18 Prozent gesenkt werden. Derzeit macht die Körperschaftssteuer 33,33 Prozent aus. Wer forscht und entwickelt, wird belohnt: Bis zu einer Deckelung von hundert Millionen Euro "werden 90 Prozent der Entwicklungskosten refundiert", schildert Schierer. Frankreich wolle zudem viel in die Re-Industrialisierung investieren – was für Zulieferer interessant ist.

Mobilität (Auto bis Flugzeug), Biotech und Textiles sind Beispiele für die Bereiche, die forciert werden sollen. Es muss aber nicht immer High-Tech sein. Der steigenden Nachfrage folgend will Frankreich verstärkt Bio-Lebensmittel einkaufen. Österreich hat hier einen guten Ruf. Gestern und heute finden dazu Gespräche mit heimischen Anbietern statt.

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