Versorgungssicherheit „nicht zum Nulltarif“

Strommasten.
Branchenvertreter drängen auf Investitionen in das Stromnetz. Die Alternative, mahnen sie, wäre ungleich teurer.

Die Strombranche verweist angesichts des Beinahe-Blackout im europäischen Stromnetz auf die Wichtigkeit der Versorgungssicherheit. Österreich sei hier mit etwa 25 Minuten jährlicher Versorgungslücke pro Jahr im europäischen Spitzenfeld. Wie Verbund-Chef Michael Strugl erklärte, gebe es diese Sicherheit allerdings "nicht zum Nulltarif".

Es geht bei der Versorgungssicherheit nicht nur um kurzfristige, sondern auch um planbare Maßnahmen. Allein im Vorjahr hat der Übertragungsnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) an 261 Tagen mittels Netzreserve zu Stabilisierung eingegriffen, so APG-Vorstand Gerhard Christiner.

Teure Alternativen

Ein großflächiger Stromausfall in Österreich bedeute Kosten von rund 1,18 Mrd. Euro am Tag, so Strugl. Versorgungssicherheit komme nicht automatisch, sie sei wertvoll, koste aber auch etwas. In die Netze müssten bis 2030 rund 18 Mrd. Euro investiert werden.

Die Abschaltung von Kohle- und Atomkraftwerken in Deutschland werde die Situation verschärfen und möglicherweise Auswirkungen auf den Strompreis habe. Die E-Wirtschaft stehe angesichts der geplanten Transformation des Energiesystems vor enormen Herausforderungen. Es seien daher Maßnahmen nötig wie die Beschleunigung von Verfahren.

Fünf Themenfelder

Die Branche hat daher fünf Themenfelder zur Wahrung der Versorgungssicherheit identifiziert, von der Bewusstseinsschärfung bis zur Cybersicherheit. Strugl nannte dabei heute etwa die Etablierung eines regelmäßigen Dialogs zwischen Politik, Verwaltung, Branchenvertretern, Wissenschaft und anderen Beteiligten oder die Einführung einer Abschätzung der Folgen auf Versorgungssicherheit bei Energiegesetzen.

Weitere Punkte bei der Beschleunigung des Infrastrukturausbaus sind die Ermöglichung des Baus von gesicherter Leistung sowie Speicher. Wichtig sei auch ein Zusammenwirken der Gebietskörperschaften.

Um die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu heben, sprach sich Strugl für transparente Informationen und nach Möglichkeit partizipative Verfahren aus. Es gelte dabei, zwischen "berechtigten Interessen von Betroffenen" und "berechtigten Gemeinwohlzielen" zu vermitteln.

Kommentare